Die Idee hinter Magic Maze
Magic Maze war für das Spiel des Jahres nominiert und wurde auch sonst in der Brettspiel-Szene sehr gefeiert. Richtig interessant wurde es für mich allerdings erst als ich vom Autor Kasper Lapp den Grund für sein Spielkonzept erfuhr. Seine Idee war ein kooperatives Brettspiel ohne Alpha-Spieler. Also der Typ der sonst am Tisch sitzt und allen sagt wie man nun zu spielen hat. Er ist der gefürchtete Killer in den sonst bunten Gassen des kooperativen Spielspaßes. Die Lösung von Kasper Lapp ist simpel: Sprechverbot! Das ist aber nicht der einzige Clou den Magic Maze so besonders macht.
Kurzcheck: Worum geht es in Magic Maze
Vier klassischen Helden aus Elf, Zwerg, Barbar und Magier haben ihre Ausrüstung verloren. Was tun? Natürlich ab ins Einkaufszentrum. Was läge auch bitte ferner. Geld? Kennen die vier nicht. Also wird geklaut und das zeitgleich.
In Magic Maze steuern die Spieler in Echtzeit alle vier Helden und müssen sie in dem labyrinthischen Einkaufzentrum zu ihrem Lieblinsggeschäft bringen, die Beute einsacken und dann wieder zum Ausgang finden. Im Nacken, die Security in Form der Sanduhr. Nein, es wird nicht hektisch, es wird sehr hektisch! Und chaotisch!
Der Spielablauf von Magic Maze im Detail
Vor Spielbeginn bekommt jeder Spieler genau eine Aktionskarte! Die gibt vor was man mit den Figuren machen kann. Der eine kann die Figuren nur nach Norden bewegen, der nächste nach Süden, ein anderer kann Rolltreppen benutzen. Ihr versteht das Prinzip. Daneben platziert man verdeckt für das gewählte Szenario alle benötigen Kaufhausplättchen. Und noch einmal zur Erinnerung, es gibt keine Runden, hier spielen alle gleichzeitig!
Am Anfang des Spiels besteht das Einkaufszentrum nur aus einem Plättchen auf dem die vier Helden als farbige Pöppel stehen. Erstes Ziel, das Einkaufszentrum nach den richtigen Läden durchsuchen. Also müssen neue Plättchen angelegt werden. Dies geht an den dafür vorgesehenen Übergängen (farbiges Lupensymbol) am Rand der Plättchen. Aber nur, wenn dort der Pöppel mit der richtigen Farbe steht!
Die erste Schwierigkeit besteht also darin die
Pöppel immer wieder zu passenden Lupensymbolen zu dirigieren. Dabei dürfen die Pöppel sich nie überspringen und versperren sich so gegenseitig den Weg. Hat man alle Kaufhausplättchen mit den vier gesuchten Läden und alle vier Ausgänge aufgedeckt, tritt Phase zwei in Kraft. Die Pöppel müssen zu ihren entsprechenden Läden gebracht werden. Sind alle angekommen, geht es zurück zu den Ausgängen. Das alles in drei Minuten, ohne ein Wort zu sprechen. Klingt Unschaffbar? Wäre es auch.
Aber zum Glück gibt es Felder im Kaufhaus auf denen dürfen wir die 3-Minuten-Sanduhr umdrehen. So lange dann keiner eine Aktion ausführt, ist das der Moment wo alle miteinander sprechen dürfen. Aber heckt schnell euren Schlachtplan aus, denn die Zeit läuft weiter. Ich schreib übrigens dürfen, was falsch ist, wer auf ein Sanduhrfeld zieht, muss die Sanduhr umdrehen. Falls die Sanduhr noch kaum durchgelaufen ist, habt ihr euch den Durchgang gerade selbst versaut. Sanduhrfelder dürfen übrigens nur einmal aktiviert werden und sind allgemein rar gesät.
Langsamer Aufbau
Magic Maze skaliert mit der Spielerfahrung recht gut. Das erste Szenario ist relativ einfach und beinhaltet die Regeln die ich hier grob angerissen haben. Mit jedem weiteren Szenario steigt die Schwierigkeit und es kommen weitere Regeln hinzu. Zwerge dürfen Abkürzungen nehmen, Magier an bestimmten Positionen Kaufhausplättchen frei auslegen, der Elf erlaubt an bestimmten Stellen die Konversation oder der Barbar muss dafür sorgen das die Videoüberwachung zerstört wird. Es wird also absolut nicht langweilig!
Ich schmeiß Dir den Pöppel an den Kopf
Wir dürfen in Magic Maze bekanntlich nicht reden. Aber eine Sache ist erlaubt! Der überdimensionierte rote Riesenpöppel, den darf man einem Spieler vor seine Aktionkarte stellen um anzuzeigen, das seine Aktion gerade wirklich dringend gefragt ist. Praktisch! Theoretisch zumindest. Es liegt so ein wenig an der Spielgruppe…
Der Peter muss den Barbar halt dringend mal nach links schieben! Also kriegt Peter den roten Pöppel von mir. Aber Peter blickt es nicht. Ohhh man! Leichtes geklopfe mit dem Pöppel auf den Tisch. Vor seiner Nase. Die Zeit läuft. Peter guckt erst verdutzt, dann glotzen seine Augen hektisch. Peter, MACH WAS! Da nimmt Emma den Pöppel von Peter weg – was soll das? Sie stellt den Pöppel zu Markus. Wieso? Ich blick es nicht. Markus guckt böse, weil Emma mit dem Pöppel wild rumfuchtelt. Hey, denke ich, der Pöppel gehört zu Peter. Wieso sieht denn keiner das der Barbar nach links muss. Markus zieht den Barbar nach rechts – unfassbar. Gut was mache ich jetzt? Zack, stellt mir Markus den roten Pöppel hin. Bitte was?! In bin völlig überfordert.
Bist du bereit für Magic Maze?
Nach einigen Partien in wechselnden Spielrunden, weiß ich warum Magic Maze nach all meiner anfänglichen Begeisterung für mich zu recht kein Spiel des Jahres geworden ist. Es spielt sich einfach so speziell und frisch das es eigentlich in jedes Brettspielregal gehört, aber je nach Spielertyp überhaupt nicht passt. Wer sich mit seinem Partner bei einer Autofahrt in navilosen Zeiten bei der Wegfindung in die Haare bekommt, der erlebt nach Magic Maze die nächste Nacht vielleicht auf der Couch. Wer bei Stress mit Bluthochdruck zu kämpfen hat, sollte vorher eine Valium einschmeißen. Und glaubt mir, Magic Maze ist wirklich stressig – zumindest in mancher Gruppe! Wer nicht voll mitgeht und begeistert ist, bremst die anderen Spieler aus. Und man sollte sich ebenso am Riemen reißen können wirklich nichts zu sagen, ansonsten geht die Atmosphäre die Rolltreppe runter. Aber gerade das Schweigen mögen dann wiederum geselligere Naturen weniger. Ich will Magic Maze nicht missen, aber muss es nicht mit jedem spielen.
Fazit
Magic Maze funktioniert in der richtigen Gruppe ganz ausgezeichnet! Es liegt eine positive Hektik in der Luft, angespannt wird gegen die Uhr gekämpft. Die Leute stöhnen, rollen mit den Augen, der rote Pöppel klappert, alle reißen sich zusammen das niemand etwas sagt. Der gemeinsame Flow in wunderbaren Spielzügen, gekoppelt mit absolut chaotischen Situationen, ist herrlich erfrischend! Kooperative Brettspiele sind in Mode, aber hier mal wirklich anders erlebt. Dabei spielt sich Magic Maze wunderbar schnell und skaliert zudem noch mit einigen witzigen Sonderregeln. Die beschriebenen Faktoren würgen aber mit der falschen Gruppe den Spielspaß ab! Für manche zu hektisch oder zu viele Drucksituationen, anderen stößt das Schweigen auf. Wer nur halbherzig mitspielt, zieht, weil jeder absolut im Fokus steht, den Spielspaß merklich runter. Trotzdem, Magic Maze sollte man zumindest ausprobiert haben!
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[…] bin ich besonders auf Magic Maze Kids gespannt. Das Original ist für Erwachsene ja schon hart, vielleicht brauche ich selber die Kids […]