Kurzcheck: Darum geht es in Die Legenden von Andor – Das Geheimnis des Königs
In der digitalen Version des Brettspiels übernimmt man eine Heldengruppe aus den vier bekannten Klassen und erlebt mit ihnen zwölf neue Legenden. Untermalt wird dies mit einer spannenden Geschichte, ganz ohne weitere Mitspieler. Veteranen können sofort in die Kampagne einsteigen. Einsteiger werden mit einem sehr guten Tutorial in die Mechanik eingeführt. Zwei Schwierigkeitsgrade runden das Paket ab. Dabei geben sich Die Legenden von Andor – Das Geheimnis des Königs ganz wie die analoge Vorlage. Wer einfach drauf losspielt, wird verlieren. Kenntnisse über die Legende, ihre Ereignisse und die Zusammenarbeit der Helden sind Pflicht. Das Spiel führt einen dabei auch in unbekannte Bereiche des Rietlandes und hat deshalb auch für erfahrene Andorspieler Überraschungen parat. Eine Legende frisst um die 30 Minuten, beim ersten Versuch manchmal mehr. Gut, dass die Spielsituation in einer Cloud gespeichert wird und man daher bei einer Unterbrechung nicht wieder von vorne anfangen muss.
Das Andorgefühl
Wobei der Neustart zum Spielprinzip gehört. Denn du wirst scheitern! Manchmal durch Würfelpech, aber häufiger durch Überraschungen während einer Legende. Die sind meist besonders hart, weil wie beim Brettspiel die Rundenanzahl begrenzt ist und besiegte Gegner, diese weiter verkürzen. Blind alles wegmetzeln ist also der sichere Dolchstoß! Hier tanzt das Spielgefühl Engtanz mit der analogen Version, die ich in einer Rezension ausführlich besprochen habe. Wer sich für die Details interessiert, ist eingeladen diese zu lesen.
Wie gesagt, es ist mechanisch fast eine Ein-zu-eins-Umsetzung. Das typische Gefühl besteht aus dem Glauben eine Quest fast geschafft zu haben, damit dann drei Runden vor dem Ende, am entlegensten Winkel des Spielbretts plötzlich ein neues Ziel auftaucht. Wie komme ich da jetzt hin? Reicht überhaupt Zeit? Man weiß beim Beginn einer Legende nicht was einen erwartet. Das sorgt definitiv für Spannung und ein intensives Spielgefühl, weil man zu jeder Zeit sehr gut überlegen muss, wie man vorgeht, damit man ja keine Züge verschwendet. Es gehört aber auch dazu, 45 Minuten seine Helden geschickt über die Welt zu bewegen, um durch Unkenntnis des Szenarios am Ende zu verlieren. Wenn du also in der Bahn siehst, wie jemand in sein Smartphone beißt, weißt du, dass er eine geringe Frusttoleranz hat und Andor spielt.
Rechenkünstler
Das gehört aber zum Spielprinzip. Scheitern und dann wieder probieren. Mit jedem neuen Versuch weißt du mehr um die Legende und kannst besser planen. Planen heißt in Andor auch immer rechnen. Wie viele Züge braucht das Monster bis zum Schloss um das Spielende auszulösen, wie lange braucht der Jäger zum Wald? Kann der Zwerg in dieser Zeit zum Händler und nach zwei Runden stehen beide wieder auf Feld X, weil daneben in Runde Y die drei Quest-Monster erscheinen?
Das macht Die Legenden von Andor – Das Geheimnis des Königs strategisch, aber entzaubert etwas die Fantasy-Atmosphäre. Am Ende ist die Reise über die zwölf Legenden eine Art Knobelspiel und da gehört herumprobieren dazu. Der große Vorteil der App ist sein Komfort. Spielen, wenn es gerade passt, kein Auf- und Abbau, keine Mitspieler, die durch Diskussionen die Spielzeit strecken und man dann frustriert gemeinsam nach Stunden scheitert. Daher ist die App eine Spur besser als das Brettspiel, vor allem für Kritiker des Brettspiels.
Gleiche Schönheit
Gleichauf liegt die App bei der Präsentation. Das Brettspiel begeistert durch seine opulente Optik und die App steht dem in nichts nach. Die Technik passt ebenfalls, hatte ich bei meinen Sessions keinen einzigen Absturz. Die Benutzerfreundlichkeit wurde mit dem letzten Update noch einmal verbessert. Wer eine Eingabe durch seine großen Pranken bei der Bewegung verpfuscht, kann dies nun zurücksetzen.
Fazit
Am Ende offenbaren Die Legenden von Andor – Das Geheimnis des Königs vor allem einen Umstand: Es ist auch für Kritiker des Brettspiels einen Blick wert. Natürlich bleibt der Ausflug ins Rietland seiner Brettspiel-DNA treu. Wer das Ausprobieren gleicher Szenarien für die beste Strategie ablehnt und sich die Heldenhaare bei der strategische Rechnerei um Bewegungen und Kämpfe aufstellen, der wird auch nicht mit der App glücklich. Trotzdem passt die viel kürzere Spielzeit und das Management aller Helden durch einen Spieler mehr zum Knobelcharakter des Spiels. Es kann auch hier frustrierend werden, aber ein neuer Anlauf ist in der digitalen Welt unkomplizierter und somit motivierender. Fans von Den Legenden von Andor kann ich die App uneingeschränkt empfehlen. Die Technik passt, die bisweilen fast kitschige Fantasyoptik ist ein Fanservice den man erwartet und die neuen Legenden sind absolutes Spielspaßfutter.
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