Kurzcheck: Darum geht es in Catan
Muss ich einen Welterfolg wie Catan, das seit 1995 von Klaus Teuber entwickelt, wirklich noch in seinen Grundzügen erklären? Ihr würdet mich für wahnsinnig erklären, wenn ich dies täte. Catan auf der Switch ist eine 1:1-Umsetzung des Basisspiels mit der Seefahrererweiterung. In der Kampagne wie auch in den Szenarien spielt man gegen zwei bis drei computergestuerten Mitspielern. Was sich nach zwei Spielmodi anhört, ist eigentlich nur einer. Die Kampagne definiert nur die Reihenfolge der Szenarien, die man allerdings auch frei wählen kann. Basisspiel und Erweiterungen sorgen während der Kampagne für unterschiedliche Siegbedingungen und ermöglichen einen variableren Spielaufbau. Es könnte eigentlich so schön sein, aber Catan hat zwei elementare Patzer!
Handelsverbot
Jeder der Siedler von Catan gespielt hat weiß, der Handel mit anderen Spielern ist einer der Grundsäulen für den Spielfortschritt und Spaß am Tisch. Wer fünf Holz hat und Lehm braucht, der verschenkt am Ende noch seine Mutter für eine Rohstoffkarte Lehm. Manchmal passt einem die Nase des Gegenüber auch nicht und darum muss er einen Rohstoff mehr bezahlen. Man kennt das! Die KI-Mitspieler, im Übrigen ohne einstellbaren Schwierigkeitsgrad, sind da völlig spaßbefreit. Oder im Geiste ein Trump, der nur seine Mauer und Strafzölle im Kopf hat. Ich bin mir unsicher. Was ich weiß, der KI-Mitspieler will weder deine Mutter, er mag deine Nase nicht und darum handelt er auch nicht. Es wird abgelehnt ohne Ende, was nicht im Sinne des Spiels ist. Gleichzeitig wird man aber mit Angeboten seitens der KI-Spieler zugeschüttet, die eher schlecht sind und ihm schneller zum Sieg verhelfen. Handel entsteht durch beidseitiges Interesse, das funktioniert auf der Switch nicht.
Das Familienspiel ohne Familie
Gut, wenn die KI-Mitspieler den Spielspaß drücken, dann spielt man eben mit echten Mitspielern. Catan ist ein Familienspiel, ich habe vier Controller, also ran an die Couch. Ungläubig klickte ich mich durch die Menüs. Kann das sein? Ja, das kann sein! In Catan gibt es keinen lokalen Multiplayer. Zusammen gegen menschliche Spieler geht nur Online. Was soll das denn? Gerade die Switch ist doch gemacht für Multiplayer on the fly. Ich kann Mario Kart überall zu viert im Splitscreen spielen, mit einem Spiel und einer Konsole, aber ein Gesellschaftsspiel, das seinen Reiz vor allem gerade durch Gesellschaft ausübt, bietet mir das nicht? Dieser Patzer wiegt so schwer, das er die tolle Aufmachung und gute Benutzerführung vergessen macht. Als letzter Abtörner, bei einem Preis von 20 € ist die Erweiterung Städte und Ritter nicht mit drin.
Fazit
Stellt euch vor wir wären im Jahre 1995 und Klaus Teuber veröffentlich die Siedler von Catan und unterbindet das Handeln. Er streicht danach die Mitspieler und fertig ist das Solo-Vergnügen. Hatte ich Vergnügen geschrieben? Gut, das gibt es für Augen und Ohren, denn die Umsetzung ist wirklich schick. Aber fern ab davon enttäuscht die Umsetzung. Die KI-Mitspieler sind zu handelsmüde und festgefahren in ihrer Strategie und das Fehlen eines lokalen Multiplayers läutet die Hungersnot im Spielspaßtal ein. Klar, mit verdeckten Handkarten ist solch eine Umsetzung sicher nicht leicht, aber Asmodee Digital hat mit anderen digitalen Brettspielen schon gezeigt, dass sie sinnvoll anpassen können. Für 20 € bewegen wir uns dann auch nicht mehr im Schnäppchenbereich und erhalten nicht einmal alle Erweiterungen. So leid es mir für diesen Klassiker auch tut, aber Catan für die Switch kann man nicht empfehlen.
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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Danke für die nette Zusammenfassung!
Aber stell dir doch mal vor wie du mit deiner Familie auf der Couch sitzt und Catan startet. Und nach 2-3 Minuten habt ihr keine Lust mehr weil alle auf der Couch immer sehen was für Karten du auf der Hand hast 🙈