Ich mochte die kleineren Games Workshop Spielsysteme schon immer mehr als die beiden großen Marken Warhammer und Warhammer 40K. In Necromunda, Blood Bowl, Epic oder auch Battlefleet Gothic, um nur einige zu nennen, ging es mitnichten weniger taktisch zu, war selten überladen und vom Turnierspiel geprägt wie die großen Vertreter. Blood Bowl ist seit Jahren sehr erfolgreich im Videospielgeschäft, nun folgt Battlefleet Gothic und das hat es Torpedodick hinter den Breitseiten.
Zum Scheitern verurteilt?
Verdammt! Schon wieder verloren und das so früh in der Kampagne. Mir schwirren Wörter wie unausgeglichen oder unfair durch den Kopf. Wie im Namen des heiligen Imperators soll man das bitte schaffen?! Der Befehl lautet ein liegengebliebenes Schiff zu beschützen bis es so weit von der Besatzung repariert wurde um zum Warpsprung anzusetzen. Die Angreifer nehmen einen schon gut in die Zange, dazu ist man leicht in der Unterzahl. Mit viel Glück schlage ich den Angriff zurück und will zum Jubelschrei ansetzen, da greift die nächste Welle an. Stärkere Schiffe und meine Flotte war schon gut ramponiert. Ich hatte nicht den Hauch einer Chance. Gut, auch wenn man verliert geht die Kampagne weiter, man erhält sogar Belohnungen, allerdings sind die Auswirkungen zum Teil nicht ganz undramatisch. Dazu später mehr.
Doch der Ehrgeiz packte mich und ich versuchte eine andere Taktik und Flottenzusammenstellung. Abbadons Schergen zerquetschen mich wieder mit Leichtigkeit! Das kann doch nicht sein! Sollte man scheitern? Vielleicht gehört das an diesem Punkt zum Kampagnenverlauf? Nein, ein Brettspiel-, Tabletop- und Videospiel-Couchgeneral der gibt nicht so schnell auf. Am Ende schaffte ich die Mission ohne eigenen Schiffsverlust und ballte die Siegerfaust. Warum ich das erzähle, weil es exemplarisch für Battlefleet Gothic: Armada steht. Fordernd, bisweilen wirklich hammerhart, fast frustrierend, aber mit der richtigen Idee in Form von Schiffszusammenstellung, gut ausgeführten Manövern und der richtigen Taktik wunderbar befriedigend. Dieses Strategiespiel ist absolut kein No-Brainer!
Atmosphärische Aufmachung
Im Computerspiel Battlefleet Gothic: Armada geht es wie beim Tabletop um die Sicherung des Gothic Sectors durch das Imperium, vorrangig gegen das Chaos, angeführt von Abbadon. Aber wo zwei sich streiten, freuen dich dritte und vierte und so gesellen sich die Orks und die Eldar hinzu. Die Kampagne ist sehr stimmungsvoll präsentiert. Das fängt bei den tollen Zeichnungen der Videosequenzen an, geht über die Vertonung bis hin zum Artdesign, welches absolut der Games Workshop Vorlage entspricht. Heißt, wer das Überladene, durchaus protzig markante Design liebt, mit Raumstationen oder Schiffen die wie gotische Schlösser aussehen, der ist in Battlefleet Gothic: Armada genau richtig.
Aber nicht nur das Design stimmt, sondern der gesamte Sektor wurde mit all seinen Planeten abgebildet. Am Anfang ist alles in der Hand des Imperators, doch mit dem einfallen der Feinde werden die Planten angegriffen. Schlägt man diese Angriffe nicht zurück, verliert man diese und somit deren Boni. Denn jedes System bringt einen spielerischen Vorteil! Heißt, Niederlagen sind aufgrund der trotzdem erhaltenen Erfahrung, für die Befehlshaber der Schiffe und Ruhm, für Erfolge der Flotte insgesamt, kurzfristig verschmerzbar. Langfristig kann sich das aber als empfindlicher Nachteil erweisen. Fies ist das vor allem weil man pro Spielrunde nur eine gewisse Anzahl an Missionen aktivieren kann, es meist aber mehr Angriffe gibt. Am Ende verliert man also gewisse Systeme. Ich mag diesen Ansatz, wirkt so die Missionstruktur lebendig, Entscheidungen haben Konsequenzen und man klappert nicht einfach stumpf Mission für Mission ab.
Flottenmanagement
Vor der Schlacht hat man in Battlefleet Gothic: Armada die Möglichkeit Schiffe unterschiedlicher Klassen zu kaufen, vorausgesetzt man hat in den Schlachten genug Ruhm gesammelt. Je nach Level des Captains darf man zusätzlich Fertigkeiten aus Bereichen wie z.B. Feuerkraft, Aufklärung oder Unterstützung für die Schiffe freischalten. Weiter darf man dauerhafte Vorteile, eine Art passiver Bonus, erwerben und sogar seine Crew verbessern. Das alles zusammen ermöglicht es seine Flotte sehr Facettenreich zu gestalten. Ob fetter Tank mit teilweise unüberwindbaren Schilden, kleine flinke Torpedo Schiffen oder Aufklärer die unsichtbar fliegen und mit Sonden den Feind ausspionieren, man hat extrem viel Freiheit, die am Anfang aber überfordern kann. Ein totales verskillen ist sicher nicht möglich, aber wer während der Kampagne seine Flotte intelligent aufbaut hat es in den Missionen um einiges leichter.
Nervenschlachten
Bereit für die Echtzeit-Schlacht? Nach einem kleinem Infohappenin Sachen Story und Gegner, checkt man noch den Missionstyp. Hier gibt es typische Schlachten wo es einzig und alleine um das Vernichten des Gegeners geht, Missionen unter Zeitdruck bei dem man Daten retten muss oder Verteidigung- und Eskortmissionen. Wie sie auch heißen mögen, am Ende sind es alles Nervenschlachten. Dabei fängt es klassisch und ruhig an, wie es sich für eine Tabletop Vorlage gehört. Man sieht seinen Aufstellungsbereich und darf seine Flotte in dieser frei positionieren.
Dann geht es los. Mit guter Soundkulisse stampft die eigene Flotte dem Feind entgegen. Angemerkt sei hier, das Battlefleet Gothic: Armada trotz Raumschiffkampf keinen 3D Raum bietet und sich wie die Vorlage eher wie ein Kampf zwischen Schiffsflotten auf dem Meer anfühlt. Das ist kein Nachteil! Ich denke es würde fast jeden Spieler maßlos überfordern wenn es einen dreidimensionalen Raum gegeben hätte. Warum? Weil Battlefleet Gothic: Armada Mikromanagement über alles stellt.
Mikromanagement ist King!
Einfach mal die komplette Flotte anwählen, Feind mit Rechtsklick angreifen und dann mal gucken?! Wer das mag, bitte wieder zu Warcraft 3 oder Starcraft wechseln. Man kann so auch Battlefleet Gothic: Armada zocken, aber auch nur wenn man dem Chaos den Gothic Sektor überlassen möchte. Alle anderen müssen jedes einzelne Schiff mit dem Mauszeiger streicheln! Ausrichtung zum Gegner, Waffenwinkel beachten, die Geschwindigkeit inklusive der Masse des Schiffes im Raum abschätzen – ja so ein Koloss ist nicht mal eben um die Ecke gelenkt – und natürlich noch aktivierbare Fähigkeiten im Auge behalten. Das nicht für ein Schiff, sondern für alle. Gleichzeitig!
Gerade am Anfang habe ich die Bremszeiten und die Geschwindigkeiten im Zusammenhang mit der Trägheit durch die Masse im luftleeren Raum maßlos überschätzt. Ich war mir selbst mein größter Feind wenn mir meine Schiffe ineinandergedriftet sind. Das solche Manöver ungesund für Schilde und Rumpfgesundheit sind muss ich nicht erklären oder? Und wenn das kleine Begleitschiff seine großartigen Melterbomben oder Torpedos zündet, davor aber durch falsche Positionierung plötzlich eigene Schiffe stehen, gibt es wunderbare Selbstzerstörung. Damit wäre die Frage ob es Friendly Fire gibt auch beantwortet. Wehrmutstropfen, per Tastendruck kann man die Zeit verlangsamen und so die Manöver etwas entspannter koordinieren.
Multiplayer wie am Tisch
Während man in der Kampagne nur die Imperialen spielen darf, sind im Multiplayer auch Chaos, Eldar und Orks anwählbar. Hier geht es dann ähnlich zu wie bei Battlefleet Ghotic auf dem Tisch. Punktgröße und Volk ausgewählt, Missionsart und dann stellt jeder Spieler ganz individuell seine Flotte zusammen. Da man nie so recht weiß was der Gegner ausheckt, die Auswahl bzw. taktischen Möglichkeiten groß sind, lebt das Spiel hier von einer ungemeinen Spannung. Im ersten kostenlosen DLC für Releasekäufer sind die Space Marines angekündigt, später folgen dann die Tau.
Fazit
Nach mancher Mission in Battlefleet Gothic: Armada erholte ich mich in Bloodborn. Das sollte als Lob, wie auch als Abschreckung für strategische Leichtgewichte reichen. Dieses Spiel bietet massig viel Warhammer 40K Atmosphäre, ein spannendes Kampagnenen System und einen soliden Multiplayer, der sicher in den nächsten Wochen ausgebaut wird. Aber egal in welchem Modus man sich befindet, die Schlachten begeistert, so fern man Abbadons blutigen Nackenschläge genau so viel abgewinnen kann, wie dem hart erkämpften Sieg. Dieser ist nur über überraschend viel Mikromanagement bei Schiffsmanövern möglich, dafür fühlt man sich aber auch wie der leibliche Oberflottenkommandant des Imperators. Wer keinen 3D-Raum erwartet und anspruchsvolle Flottentaktik mag, der muss einen Blick wagen!
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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
schönes review!
kleines gemecker: starcraft und warcraft als „gegenbeispiele“ für krasses mikromanagement ist etwas merkwürdig 😉
Im Multiplayer gebe ich Dir absolut recht. Das Beispiel bezieht sich eher auf den Singleplayer inklusive Schwierigkeitsgrad „Leicht“. Ich persönlich habe bisher in keinem Echtzeit Strategiespiel so viel Arbeit in die Bewegung einzelner Einheiten gesteckt wie in Battlefleet Gothic: Armada.
Schöner Bericht wie gewohnt. Klingt wirklich sehr cool das Spiel und wie immer kribbelt es bei mir in den Fingern. Aber als absolute Taktikniete muss ich dann wohl doch passen…das klingt einfach ein paar Nummern zu hart. 🙂