
Kurzcheck: Darum geht es in Klong! Legacy: Acquisitions Incorporated
Klong! Legacy verzaubert das wundervolle Klong! mit einem Legacy-Modus. Legacy = Vermächtnis bedeutet, dass sich eure Entscheidungen im Spiel auf die folgenden Partien auswirken. Kein Spiel gleicht dem anderen, denn ihr beschriftet Material, zerstört Karten und beklebt das Spielfeld. Disclaimer Spoiler: Ich versuche, so wenig wie möglich zu spoilern. Falls es mir nicht gelingt, macht euch keine Sorgen. Nichts, was ich schreibe, hat Auswirkungen auf euer Erlebnis. Mechanisch ist Klong! Legacy der Deckbuilder, der auch schon Klong! ist. Ich habe damals die Subline „Der beste Deckbuilder?“ geschrieben. Nun seid ihr Mitglieder der Firma Acquisitions Incorporated. Ihr unterzeichnet einen Vertrag und los geht es. Eure Aufgabe ist es wieder, in die Tiefe des Berges vorzudringen und Artefakte zu sammeln, um für die Firma der wichtigste Mitarbeiter zu werden. In den Untiefen des Berges wartet natürlich der Drache auf euch, aber auch viele Geschichten.

Ein Erlebnis
Das Ende der ersten Partie ist geschafft. Ich schaue in sechs glückliche, strahlende Augen und ich weiß, das meine Augen auch leuchten. „Das war unglaublich“, bricht Jakob das Schweigen und ich liebe ihn für diese Offenheit und Begeisterung. Ich schaue auf die Uhr. Drei Stunden von Start bis Ende. Ein epischer Samstagabend. Wir haben um 19 Uhr Bowls gegessen, der Reis war im Reiskocher perfekt, dazu Lachs, Avocado, gehackte Noriblätter, Lauch, Gurke, Sojasprossen, Mango. Herz, was willst du mehr? Anschließend wurde Klong! Legacy feierlich aufgebaut. Die Acquisitions Incorporated stellte vier neue Mitarbeiter ein: Lissy, Hannah, ihren Freund Jakob und mich. Kati wurde als Reservezwerg eingestellt, falls ein Mitarbeiter ausfällt. Um 20 Uhr startete die erste Partie des Legacy-Erlebnisses und war um 22:30 Uhr zu Ende. Moment mal? Habe ich nicht was von drei Stunden gesagt? War in den Katakomben des Berges zu viel Schwefel? Nein! Das Spiel nach dem Spiel dauerte noch 30 Minuten und hat Jakob zu der treffenden Aussage veranlasst.

Wissenswert
Wer keinen Wert auf Story legt, lässt Klong! Legacy links liegen. Bitte. Auch wenn ihr beim Spielen nicht unterbrochen werden wollt oder wenn ihr keinen Spaß daran habt, auch den Geschichten der Mitspieler zu lauschen, lasst das Spiel im Regal stehen. Ihr tut euch dann mit Klong! Legacy definitiv keinen Gefallen. Das Storybook zu dem Spiel ist 44 Seiten und 189 Einträge stark und das nicht ohne Grund. Überall auf dem sich entwickelnden Spielbrett sind Einträge vorhanden. Löst ein Spieler diese Einträge aus, wird das Spiel angehalten und die Storyline vorangetrieben. Es kommen Aufträge ins Spiel, Sidequests und neue Karten. Der Spieler, der das Ereignis auslöst, hat häufig die Möglichkeit, Karten aus dem reichhaltigen Kartporium zu personalisieren, Entscheidungen zu treffen oder neue Aufkleber auf das zweiseitige Spielbrett zu kleben. Wenn die Mitspieler keine Lust haben, der unfassbar guten Geschichte zu lauschen und am Spiel zu partizipieren, ist Klong! Legacy völlig sinnlos.

Die Wahl der Spielgruppe
Aus den oben genannten Gründen empfehle ich euch dringend, ernsthaft zu überlegen, für welche Spielgruppe sich Klong! Legacy eignet. Für meine Spielgruppe mit Uwe, Marco und Marc wäre das Spiel nicht geeignet gewesen. Marco und Uwe sind einfach Spieler, die auf Flavourtext oder die Unterbrechung des Spiels keine Lust haben. Das ist völlig legitim. Das Spiel ist mechanisch fast identisch mit dem Grundspiel. Die Spielzeit von 70 bis 90 Minuten des Grundspiels wird einfach durch die Story, die Veränderung des Materials, durch Pro- und Epiloge gestreckt. Immer spielt man zwischen zwei und drei Stunden. Immer. Und das über zehn Partien. Ich würde grob sagen, ihr kauft eine Spielzeit von mindestens 25 Stunden ein. Da die Geschichte ein zentrales Element ist, sich teilweise über mehrere Partien inklusive Cliffhänger entwickelt, ist dies mit der Gruppe vorab zu thematisieren. Für Familien als Samstagabendprogramm mit zwei Einschränkungen ein episches Erlebnis.

Einschränkung Eins: Emotionen
Kein Spiel erzeugt so viele Emotionen wie Klong! Legacy. Ob man das aushält, muss man selbst entscheiden. Ein Beispiel: Wir sind in Partie sechs. Ich mache mächtig Druck in dieser Runde und drücke auf die Tube und gelange so schnell tief in die Katakomben. Das mächtigste Artefakt ist mein, jedoch erfülle kaum Sidequests. Also versuche ich, so schnell es geht, zurück zum Headquarter zu kommen.
Ich mache dabei so viel unfassbaren Lärm und ziehe die Aggressivität der Monster auf mich, dass ich schwer verwundet an die Oberfläche gelange. Wenn ich den Hauptsitz von Acquisitions Incorporated erreiche, bekomme ich die fette Gratifikation in Form von 20 zusätzlichen Siegpunkten und könnte die anderen unter Druck setzen. Jakob und Hannah machen nun wiederum viel Druck auf meine missliche Lage, indem sie Karten kaufen. Wird ein Drachensymbol aufgedeckt, steht es sehr eng um mich. Ihr ahnt, was passiert? Genau! Drachensymbol und es werden vier Steine aus dem Beutel gezogen, darunter meiner. Die Kinder am Tisch brechen in Jubelarien aus, die vergleichbar sind mit dem Siegtor von Mario Götze 2014.

Drama, Drama, Drama
Das Drama geht aber weiter. Da Lissy und ich tot sind, machen Jakob und Hannah den Spielsieg unter sich aus. Jakob segnet auch das Zeitliche. Hannah könnte durchstarten, kommt aber aufgrund ihres langsamen und trägen Decks nicht von der Stelle. Der 20er-Bonus wird ihr den Spielsieg bringen, ansonsten wird es eine sehr enge Nummer. Lissy schiebt schon seit drei Partien Frust, denn sie hat zwar jedes Mal Spaß, aber noch keinen Sieg davongetragen. Hannah steht kurz vor dem Hauptquartier. Allerdings muss ausgerechnet Lissy noch einmal in den Beutel greifen. Eine Konstellation, die ohnehin gerade hochexplosiv zwischen zwei Teenager-Geschwistern ist, entwickelt sich zum Showdown. Hannah ist eigentlich safe. Lissy müsste drei Steine von Hannah bei fünf Versuchen ziehen. Eine geringe Wahrscheinlichkeit. Lissy zieht vier Steine in Hannahs Farbe. Was hier an Ausdrücken über den Tisch fliegt, kann ich beim besten Willen nicht wiedergeben.

Eintauchend
Diese Emotionen erzeugt das Spiel jedoch nur, weil es uns tief mitnimmt – in die Geschichte, in das Erlebte, in die Spannung und den Kampf um Siegpunkte. Das Spiel erschafft über diese Emotionen wunderschöne Samstagabend-Erlebnisse mit einer Treffsicherheit von 100%. Machen wir uns aber nichts vor: Diese Emotionen muss man aushalten und vielleicht mit Kindern auch besprechen und reflektieren. Hier kann Erziehungsarbeit notwendig sein, weil es aus dem Ruder laufen kann. Und man muss gegebenenfalls auch ein wenig Pausen zwischen diesen Partien einbauen, damit sich Erlebnisse setzen können und man für die nächste Partie bereit ist. Zwischen Tür und Angel sollte man einen Klong! Legacy Abend nicht einplanen.
Einschränkung Zwei: Die Geschichte
Die Textpassagen sind mitunter lang und voller Wendungen. Wir erleben keine traditionelle Geschichte, sondern eine Geschichte mit allerlei verrückten Wendungen. Es sind einige Lacher eingebaut, die man vielleicht auch erklären muss. Ein Beispiel: Wir dürfen zu Beginn des Spiels unserem Hauptquartier einen Namen geben, allerdings ist „Zum tänzelnde Pony“ aus lizenzrechtlichen Gründen ausgeschlossen. Die Geschichte und die personalisierten Karten erfordern manchmal ein wenig Kreativität und sorgen immer wieder für eine Auszeit am Tisch. Und manchmal muss man dem Plot über zwei Sidequests und unterschiedliche Erzählstränge folgen. Ich mag es, meine Kinder feiern es und haben auch die Geduld, den Vorlesungen zu folgen. Gut funktioniert es, wenn man die anfallenden Aufgaben auf die Mitspieler verteilt. So bedient Lissy immer das Kartporium, Hannah liest die Geschichten vor, Jakob baut auf und verwaltet die Aufträge, Agenten und den Markt, und ich teile die unzähligen Aufkleber aus. Eine tolle, kompetitive Gemeinschaft.

Fazit
Klong! Legacy: Acquisitions Incorporated ist ein episches Erlebnis mit kleinen Einschränkungen oder Voraussetzungen. Die wichtigste Entscheidung, die man trifft, ist vor dem eigentlichen Spiel zu treffen: die Auswahl der Spielgruppe. Klong! Legacy unterbricht durch viel Text den Spielfluss. Zudem muss häufig das Material verändert werden und ein kleiner Verwaltungsaufwand betrieben werden. Ich liebe es. Ständig kommen neue Karten hinzu. Wer sich darauf einlässt, wird allerdings mit emotionalen Erlebnissen und einer immersiven Geschichte belohnt. Dabei bleibt die Grundmechanik des starken Klong! weitgehend unverändert, sodass gerade Familien dank der wenigen einfachen Regeln absoluten Spielspaß erleben können. Allerdings erzeugt das Spiel durch seinen kompetitiven Charakter auch so viele Emotionen, dass am Tisch die Fetzen fliegen und Tränen fließen können. Ich möchte das Spiel als Erfahrung nicht missen. Über dieses Spiel werden wir auch in ein paar Jahren noch mit strahlenden Augen sprechen, und ich schließe nicht aus, dass ich es noch einmal kaufen werde.
P.S.
Der Preis: Aktuell sind 125 € aufgerufen. Das ist viel Geld, aber ich möchte kurz das Preis-Leistungs-Verhältnis berechnen. Zehn Partien sind am Start. Pro Partie zahle ich 12,50 €. Spiele ich mit vier Spielern, kostet eine Partie 3,13 € pro Person. Ich bekomme also für 3,13 € einen epischen Abend mit ca. zwei bis drei Stunden Spielzeit. Im Vergleich zu einem Kinobesuch ist das ein unschlagbarer Deal. Die Kampagne zu Klong! Legacy 2 ist zudem bereits auf Kickstarter gelaufen. Ich hoffe sehr auf eine deutsche Lokalisierung.

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- Markushttps://brettundpad.de/author/markusschwind/13. März 2025
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Warum geht es zum Schuss plötzlich um Teil zwei?
Wir fanden Teil 1 auch großartig, obwohl nicht alle in der Gruppe auf Story und Flavour stehen und den Humor teils sehr Schüleresk fanden. Die Mechanik ist einfach so solide, dass Spannung und Emotion rein darüber entstehen.
Hallo Florian,
das war leider ein Copy & Paste Fehler. Natürlich geht es ausschließlich um Klong!Legacy. Nur im Post Skriptum geht es kurz mit einem Satz über den Nachfolger. Danke für deinen Hinweis.
Deine Einschätzung teile ich so absolut.
Liebe Grüße und einen guten Start in die Woche.
Markus