Kurzcheck: Darum geht es in Juicy Fruits
Es fing wunderbar an! Die bunten Holzfrüchte will man direkt in den Mixer knallen, die ganze Aufmachung ist spitze. Qualitativ absolut hochwertig. Du versuchst wie alle anderen auf deiner persönlichen Insel Obst-Plättchen orthogonal über freie Felder zu verschieben. Für jedes passierte freie Feld erhältst du die entsprechende Anzahl an Früchten. Hätten wir den Obstanbau geklärt. Um deine Insel herum ankern am Strand Boote, die auf bestimmte Obstlieferungen warten. Hast du das Obst in Art und Anzahl beisammen, kannst du das Boot beliefern. Kurzum, du sackst saftige Siegpunkte ein und das Boot wird von deinem Tableau genommen. Der Clou? Du hast mehr Platz! Mehr Platz bedeutet Obst-Plättchen weiter schieben zu können, bedeutet mehr Ausbeute, bedeutet mehr Auslieferungen.
Dazu gesellt sich jetzt ein zweites allgemein zugängliches Tableau mit einem Markt, auf dem Gewerbeplättchen zufällig platziert sind. Statt Obst für die Boote zu benutzen, kannst du es auch für den Kauf dieser Gewerbe ausgeben. Die Gewerbe ermöglichen durch Symbiosen Siegpunkte, lassen dich variabler Obst herstellen oder ermöglichen die Eisproduktion. Unterschiedliche Strategien können forciert werden. Top! Nachteil, die Gewerbe müssen auf deiner Insel platziert werden, sind oft unbeweglich und blockieren so die Pfade für Obstplättchen. Einfach zu verstehen und spielerisch richtig interessant. Nach einer gewissen Anzahl an erfüllten Meilensteinen endet das Spiel. Wer dann die meisten Siegpunkte hat, ist das süßeste Früchtchen am Tisch. Zusammen ergibt das einen wirklich charmanten Mix, der Kinder, Eltern und Freunde begeisterte!
Zuckersüß?
Die Mechaniken sind schnell verstanden und das Schieben der Obstplättchen ist motivierend. Ständig hantiert man mit den tollen, bunten Obststeinen und die gute Laune wabert wie eine Sommerbrise über den Tisch. Irgendwann streitet man sich ein wenig um die Gebäude, spürt etwas Druck, weil Obstplättchen möglichst effizient bewegt werden sollten, um den Ertrag zu optimieren und die richtigen Boote zu beliefern. Ja, das ist hier schon ein Ressourcenmanagement-Wettrennen, aber von der netten Sorte. Meine Kinder strahlten und ich dachte in der Erstpartie, dass hier ist als Familienspiel ab 8 Jahren der Obstcocktail der Superlative.
Oder doch bitter?
Zwei Dinge manifestierten sich dann leider. Zum einen ist das die brutale Effizienz, die man hier entwickeln kann. Welche zufällig ausliegenden Gewerbe bringen mir wirklich gut Symbiosen? Welche Boote sind um meine Inseln platziert und was für ein Obst verlangen sie? Wie starte ich mit meinen Obstplättchen? Wer sich diese durchaus spannenden Fragen auch im Hinblick auf die Zukunft beantworten kann und nicht einfach drauflos spielt, wie es vielleicht Kinder machen, der packt alle anderen in die Saftpresse. Juciy Fruits sieht nicht so aus, aber es ist wie schon Renature, ein Familienspiel, welches es Kindern schwer macht, gleichwertig mitzuspielen. Zum anderen kommen wir zu einer Problematik, die auch auftritt, wenn man in einer reinen Erwachsenenrunde spielt. Verschärft vor allem zu zweit oder zu dritt. Da starten wir jetzt aber einen eigenen, eisigen Absatz.
Eiskalt
Es gibt in Juicy Fruits die Möglichkeit, Eis herzustellen. Es gibt drei verschiedene Eisbecher, die unterschiedlich viele Siegpunkte einbringen und jeweils unterschiedliche Früchte brauchen. Gemein haben alle, dass man den Eiswagen (Gewerbe) kaufen muss. Diesen darf man dann auf seiner Insel bewegen und für jede Bewegung einen Eisbecher herstellen. Es ergibt also Sinn, Massen an passenden Früchten zu sammeln und diese dann in einem Power-Eiswagen-Zug effektiv umzuwandeln. Dabei sollte man wissen, dass die Eisbecher massig Siegpunkte einbringen. Schlimmer noch, da die Gebäude zufällig ausliegen, kann es sein, dass ein Monopol in Sachen Eisherstellung aufgebaut werden kann. Gerade zu zweit der Super-GAU. Wer dann als GegenspielerIn nicht versucht, geschickt und schnell das Spiel zu beenden, verliert höchstwahrscheinlich! Da braucht man sich keine Illusionen machen, vor allem wenn die zufällige Auslage an Gebäuden suboptimal ist.
Es gibt dazu sogar mittlerweile eine Kalkulation auf BGG, die sich dem Thema angenommen hat. Fazit: Ja, man kann gegen die Eisstrategie gewinnen, auch ohne selbst Eis herzustellen, dafür muss man aber brutal effektiv spielen und die restliche Auslage passen. Und dann erzähle das mal deinen Kindern. Da kippt der Spielspaß und wird zur Zitrone! Und selbst unter Erwachsenen stellt sich die Frage, wie viel Spaß es macht, wenn man aufgrund eines Gewerbe gezwungen ist sein Spiel daran auszurichten. Für mich verliert hier Juicy Fruits seine Leichtigkeit. Es liegt sicher auch immer am Spielverständnis der eigenen Gruppen, aber den Run aufs Eis ist bei uns nicht mehr rauszubekommen. Schade, Schokolade!
Saftfabrik
Nein, das ist jetzt noch nicht das Fazit zum Spiel, sondern eine Erweiterung, die nicht wehtut, aber das Spiel auch nicht besser macht. Man kann etwas mehr mit seinen Früchten machen und in einem neuen Spielbereich in Säfte umwandeln. Wer das besonders schnell erledigt und vorausschauend plant, der erhält noch ein paar zusätzliche Punkte. Aus meiner Sicht verlängert es nur die Spielzeit und lenkt vom eigentlich charmanten Ablauf ab. Mit Kindern noch mehr. Weiteres Problem, auch hier wieder vor allem zu zweit: Bei der zufälligen Auslage der Gewerbe, kann der Saftladen, der mit der Erweiterung durchaus Spaß macht, nicht einmal ausliegen. Ihr seht, in kleiner Personenanzahl tut sich das Spiel durch die zufällige Auslage der Gewerbe keinen gefallen. Weder beim Saft, noch beim Eis.
Fazit
Juicy Fruits, nun sitze ich hier und kann nicht anders. Im Kern liebe ich dich allein wegen der knalligen und erfrischenden Aufmachung. Dazu gesellt sich dann eine sonnig charmante Schiebemechanik zur Obstproduktion und einige knifflige Entscheidungen, denn jeder individuelle Ausbau des Tableaus ist auch gleichzeitig eine Verkomplizierung der eigenen Produktion. Es fehlt eben schlicht der Platz. Dazu kommt in den Spielspaß-Mixer angenehme Konkurrenz um Gewerbe und der allgemeine Wettrenncharakter. Ein tolles Familienspiel, das auch Erwachsenen wirklich viel Spaß bereiten kann, wenn da nicht das Eis und die zu zufällige Auslage der Gewerbeplättchen wäre. So schmeckt die Balance zu zweit viel zu oft nach Pomeranze und das Eis bleibt in jeglicher Konstellation zu spielbestimmend. Wirklich Schade, denn da wäre mit einem ausgeklügelteren Markt viel mehr drin gewesen.
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