Kurzcheck: Darum geht es in Mandala Stones
Mandala Stones ist ein abstraktes Spiel, welches wirklich schnell erklärt ist. Deine Aufgabe ist es, die ausliegenden Steine über einen Sammler aufs eigene Tableau zu bringen und dort zu werten. Danach werden gewertete Steine auf dem Mandalaplan platziert und können noch ein paar Extra-Punkte generieren. Sind eine bestimmte Menge an Steinen auf dem Plan untergebracht, ist das Spiel zu Ende. Wer nun die meisten Punkte besitzt, darf sich als MeisterIn der Harmonie betiteln.
Mandala Stones verpackt dieses Spielprinzip in nur zwei mögliche Aktionen: Sammeln oder Werten. Die Spielzeit beläuft sich auf charmante 30 Minuten. Das klingt jetzt ziemlich einfach, vielleicht fast langweilig. Mit diesen Aussagen führe ich euch aber aufs Glatteis. Euch fehlen nämlich ein paar Infos zur Auswahlmechanik des Sammelns und der kniffligen Wertung! Da knarzt es schon manchmal im Oberstübchen, gerade wenn man etwas eingespielter ist und auch die Tableaus der Mitspieler in seine Überlegungen mit einbezieht. Gehen wir also ins Detail!
Mehrschichtig
Der Clou an Mandala Stones ist seine Vielschichtigkeit. Rattern wir da einmal zusammen durch. Es gibt als erste Säule des Spielspaßes zwei verschiedene Muster, die sich auf Sammlern und Steinen wiederfinden. Stellst du einen Sammler auf dem Sammelplan um, darfst du nur angrenzende Steine auswählen, die das gleiche Muster wie der Sammler haben und nicht angrenzend zu anderen Sammlern stehen. Oft wird deine Auswahl also stark eingeschränkt! Dort wo du den Sammler wegbewegt, machst du zudem Platz für deine MitspielerInnen. Immer beachten, das könnte gefährlich enden, wenn dort die Muster und Farben in deren Strategie passen. In Mandala Stones bewegt man niemals leichtfertig einen Sammler!
Die zweite Säule ist die Reihenfolge der aufgesammelten Steine. Du nimmst dir nicht einfach Steine, sondern erlaubte Steine werden im Uhrzeigersinn gewählt, wobei der erste Stein ganz nach unten kommt. So wie die Steine also um den Sammler stehen, so bestimmen sie auch die Farbreihenfolge im Stapel. Jetzt kommen wir zur wichtigsten und letzten Säule: die Wertung. Auf deinem Spielplan sind fünf Plätze, auf die du deinen gesammelten Stapel aus Steinen platzieren darfst. Wichtig: Liegt einmal ein Stapel, dürfen dort keine Steine mehr platziert werden, bis dieser aufgebraucht ist. Jeder Platz besitzt eine andere Wertung. Auf dem einen bringt ein 4er Stapel z. B. am meisten Punkte, auf einem anderen sind es unterschiedliche Farben. Beim Platzieren des Sammlers und damit der Wahl der Steine muss also schon beachtet werden, wo du diese Steine auf deinem Tableau platzieren möchtest, um viele Punkte zu erhalten. Wir sind noch nicht am Ende des Geländes! Jetzt kommen die Farben ins Spiel.
Die Farben
Nun platzt die Spielspaß-Bombe! Bei der Wertung gibt es zwei Möglichkeiten. Die Erste ist eher situativ einzusetzen und im Allgemeinen schlecht. Du nimmst von jedem Stapel auf deinem Tableau den obersten Stein und erhältst pro Stein einen Punkt. Die zweite Möglichkeit entscheidet, ob du das Spiel gewinnst. Hierbei wählst du eine Farbe und jeder Stapel, bei dem der oberste Stein der gewählten Farbe entspricht, aktiviert die entsprechende Wertung. Du musst also dafür sorgen, dass möglichst überall die gleiche Farbe oben liegt und gleichzeitig der Stapel von der Höhe und den Farben zur Wertungskategorie passt. Knifflig, aber bitte noch keine Jubelschreie, denn jetzt kommt das wichtige Detail.
Räumst du nun z. B. alle blauen Steine ab und hattest eine fette Wertung, liegen nun neue Steine oben auf den Stapeln. Wenn du es gut gemacht hast, haben auch diese die gleiche Farbe und du kannst wieder eine fette Wertungsrunde für dich einläuten! Das spart dir Sammelzüge und suboptimale Wertungen. Effizienz ist der Schlüssel zum Sieg. Mandala Stone erfordert also das richtige Sammeln und Stapeln von Steinen über mehrere Dimensionen! Muster, Farbe, Stapelhöhe und Sortierung der Farben wollen in perfekter Harmonie gespielt werden. Es macht irre viel Spaß, sich auf die spielerische Suche nach dieser perfekten Harmonie zu begeben.
Und abseits dessen?
Abseits dieser farbenprächtigen Aufführung sollte man die Interaktion nicht vergessen. Diese ist zwar indirekt, aber ich sehe jederzeit, was MitspielerInnen vorhaben und somit für Stapelhöhen, Muster und Farben brauchen. Ein richtig platzierter Sammler kann mega ärgern! Auch auf dem Mandalaplan mit seinen Extrapunkten sollte man schielen. Hier ist das Timing der eigenen Wertung wichtig, weil man versuchen sollte, möglichst dann zu werten, wenn viele Extra-Punkte winken.
Vor Spielbeginn erhalten alle noch zwei geheime Ziele, die am Ende noch einmal richtig viele Punkte einbringen können. Dabei geht es um Sachen wie Anzahl der Steine am Spielende auf dem Tableau, die möglichen Farben oder Muster der Reststeine. Diese Punkte sollte man nicht verschenken und in seine Planungen mit einbeziehen. Das sorgt für eine weitere Ebene an Spieltiefe. Gleichzeitig ist dies mein einziger Kritikpunkt! Hier ist plötzlich Glück im Spiel, was sonst gar nicht vorkommt. Es hievt damit Mandala Stone vielleicht etwas mehr Richtung Familienspiel und hält die Spannung am Ende oben, weil man nicht weiß, wie viele Punkte am Ende noch vergeben werden. Nur leider kann es eben sein, dass sich die Ziele durch den Spielverlauf unterschiedlich schwer zu meistern sind. Das kann frustrieren.
Fazit
Mandala Stones wollte ich wegen seiner Optik ausprobieren. Die katapultiert für mich Farb-Junkie den Aufforderungscharakter in galaktische Höhen. Danach folgte der Genuss der Haptik, den jeder Brettspielverrückte kennt. Das alles verblasst aber gegen die spielerischen Stärken des Spiels. Die verzahnten Dimensionen aus Muster, Farbreihenfolge und Stapelhöhe ist grandios. Typische Analyse-Paralyse kann hier eintreten, aber das verzeihe ich dem Spiel. Denkzeit von anderen? Mehr Zeit, meine Züge durchzuplanen! Welchen Sammler bewege ich? Was bedeutet das für meine MitspielerInnen? Auf welche Farben konzentriere ich mich? Das harte Optimieren der eigenen Züge auf maximale Wertungseffizienz motiviert einfach ungemein. Schnell stellt sich hier das Azul-Feeling ein: nach der Partie ist vor der Partie. Für mich ist Mandala Stones das beste Spiel im Portfolio des Kobold Spieleverlags und zudem ein richtig gutes abstraktes Brettspiel!
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