Lesezeit: 4 Minuten
Das glatt gebügelte Mechanik-Hemd der neuen Zeit-Agenten im Hadal-Projekt entspricht nicht vollständig meinem Geschmack. Time Stories Revolution: Experience bringt nun ordentlich Falten ins Spiel. Eine kognitiv negativ besetzte Metapher? Ey, ich bin wie Tess Heiden, Anführerin der neuen Agency, ein geistiges Kind der 90er. Da waren Knitter-Hemden richtig Power. Da die Erweiterung nach dem weißen Zyklus spielt, hier der Hinweis, dass die Rezension Spoiler zu genau diesem Zyklus enthält. Genug über Hemden und Spoiler gesprochen, lasst uns die neue Agency besuchen!

Kurzcheck: Darum geht es in Time Stories Revolution: Experience

Die optionale Erweiterung Time Stories Revolution: Experience ist das Gerüst, welches die einzelnen Episoden zusammenhält und dem Zyklus eine Rahmenhandlung schenkt. Es setzt direkt nach dem ersten Zyklus an und bietet erst einmal eine Zusammenfassung der erlebten Ereignisse, einschließlich des Romans Jagd durch die Zeit. Die alte Agency wurde von den Elois zerstört und nur wenige Mitarbeiter konnten fliehen. Durch eine Zeitblase geschützt, versucht die am Ende ihrer Kräfte befindliche Truppe auf der Erde eine neue Basis zu errichten.

Kommen wir zum spielerischen Teil. Jede Person wählt zum Anfang einen von vier Charakteren aus, der ab sofort den eigenen Zeit-Agenten darstellt. Vor einer Episode und danach kommt die Erweiterung zum Einsatz. Vor der Zeitreise kann jeder Agent gelernte Fähigkeiten seiner Kompetenzen ausrüsten, die während des Abenteuers Boni bieten. Schick: Der Agentenbogen dient als Spielertableau für den übernommenen Wirt. Nach einer Episode kann man verdiente Azraks ausgeben, um seinen Agenten in einem Fähigkeiten-Baum auszubauen. Weiter können gefundene Rekruten aus den Episoden in die Basis transferiert werden. Dort verbessern sie die Kompetenzen der Agency auf ihren Fachgebieten. Spannend wird es dann bei der zwingend abzuhandelnden Bedrohung!

Die vier Spielbaren Agenten, die gleichzeitig Spielertableaus für die Episoden sind.

Bedrohung: Das Minispiel

Eure Feinde versuchen euch natürlich weiter zu bekämpfen, ein Bedrohungsrad stellt die akute Gefahr dar. Nach einer Episode müsst ihr als Gruppe, entsprechend der Farbe auf dem Bedrohungsrad, eine Bedrohungskarte aufdecken und abhandeln. Ähnlich wie bei den Proben im blauen Zyklus müsst ihr einen Wert erreichen, um die Bedrohung zu meistern. Dies wird über Risikokarten abgehandelt. und je höher die Kompetenz der Agency zu der passenden Bedrohung ist, desto mehr Karten darf man ziehen. Mit verdienten Azraks kann man zudem gezogene Risikokarten manipulieren. Ausgebendes Azrak fehlt dann allerdings zur Verbesserung der Agenten. Da knirschen die Zähne! Weiteres Problem: wird die Bedrohung nicht perfekt gemeistert, erhalten die Agenten Traumata, die Slots für Fähigkeitskarten besetzen und gleichzeitig Nachteile im Spiel einbringen. Traumata können zwar behandelt werden, aber auch das kostet Azrak! Als nettes Extra muss die Gruppe bei einer verpatzen Bedrohung das Bedrohungsrad in gefährlichere Bereiche drehen. Man nennt das Eskalationsspirale…

Die Rückseite zeigt den Fähigkeiten-Baum und Traumata.

Hier eine kleine Warnung! Bedrohungen können fies sein und der Umgang mit den gezogenen Schicksalskarten kostspielig, dazu vielleicht noch ein Trauma und fertig ist die Daumenschraube! Wer TIME Stories als Rollenspiel auffasst und auch negativen Aspekten etwas abgewinnen kann, der ist hier richtig. Ansonsten kann der Verlust von schwer verdienten Kristallen frustrieren.

Schwarze Karten will man nicht aufdecken…

Spielgefühl

Ihr merkt, Azraks sind kostbar, aber eben nur mit der Erweiterung Time Stories Revolution: Experience! Plötzlich ist es wichtig, die Episoden effizient abzuschließen. Spürt ihr den Druck der Agency und den Ballast, wenn die Verantwortung des Raum-Zeit-Kontinuums auf den eigenen Schultern sitzt? Updates in den Episoden haben nun eine fühlbare Konsequenz, denn mit jedem Update sinkt der Ertrag an Azrak. Die Spannung steigt und gleichzeitig damit auch die Kommunikation in der Gruppe um das weitere Vorgehen im Spiel.

Die Fähigkeiten sind nicht schlecht.

Nicht weniger wichtig: Innerhalb der Episoden kann man Personen antreffen, die sich durch gewisse Umstände, die ich hier nicht verraten will, als Rekruten für die Agency verdingen. Ohne die Erweiterung kann man aus den erhaltenen Personen-Karten Papierschiffchen basteln. Tobt euch kreativ aus, denn sie sind nutzlos! Mit Time Stories Revolution: Experience ist das Auffinden dieser Personen aber elementar um die Agency zu verbessern und den kommenden Bedrohungen Paroli zu bieten. Das erhöht nicht nur den Spielspaß, sondern auch die Atmosphäre. Letztes schönes Element sind die Chronologiekarten, bei denen man nach einer abgeschlossenen Episode, durch einen scannbaren QR-Code, noch tiefer in die Rahmenhandlung eintauchen darf. All diese Elemente sorgen für ein wesentlich runderes Spielgefühl und verändert die Erfahrung in allen Belangen zum Positiven.

Fazit

TIME Stories Revolution hat sich mit der Zeit-Mechanik eines seiner markantesten Alleinstellungsmerkmale beraubt, gleichzeitig ist die Konkurrenz in Sachen Erzählspiele nicht kleiner geworden. Die Ausflüge mit den Zeit-Agenten sind nicht unbedingt schlechter geworden, aber strahlen durch starke Konkurrenz, wie einem exzellenten Detective oder einem unverschämt opulenten Tainted Grail, weniger hell

Mit der optionalen Erweiterung Time Stories Revolution: Experience erhält der blaue Zyklus allerdings einen starken Spielspaß-Boost. Endlich erhält das Geschehen außerhalb der Zeitreisen ein Gesicht! Man füllt die Agency mit Leben, der seelenlose Agent wird zu einer ausbaubaren Figur und als Gruppe erlebt man ein spannendes kleines Spiel vor und nach den Zeitreisen. Für Rollenspieler ein echter Segen und absoluter Gewinn, auch im Vergleich zum weißen Zyklus! Ich gehe noch einen Schritt weiter und behaupte, dass Time Stories Revolution: Experience nicht optional, sondern zwingend erforderlich ist. Belohnungen innerhalb der Episoden und  vor allem die Endwertung erhalten das richtige Gewicht. Positiver Druck entsteigt der Schachtel, weil die Zeitreisen möglichst effektiv abzuschließen sind. Nur so rettet man die Agency – und die Welt!

Hinweis: Die Bewertung der Erweiterung habe ich mit dem Hadal-Projekt verrechnet, da die Erweiterung nicht ohne die Episode gespielt werden kann.

Time Stories Revolution: Experience
Spielinformationen
Genre: Kooperativ | Personen: 1 - 4 | Alter: ab 12 Jahren | Dauer: 60 - 180 Minuten | Autor: Manuel Rozoy | Illustration: Julien Carette, Cari, Ronan Toulhoat | Rezensionsexemplar erhalten
SPIELSPASS
8.5
AUSSTATTUNG
8.5
SPIELIDEE
8
Positive Aspekte
Dient als Rahmenhandlung
Gibt den Agenten ein Gesicht
Zusätzliche Story durch Chronlogiekarten
Erhöht den Spielspaß innerhalb der Episoden
Wunderbar atmosphärische Anleitung
Negative Aspekte
Trotzdem bleibt der erste Zyklus unerreicht
Verwaltungsaufwand zwischen den Partien
8
Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website | + Letzte Artikel

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