Kurzcheck: Darum geht es in Barbaria
Zu kämpfen mit dem Feind, ihn zu verfolgen und – halt Stop, darum geht es zwar irgendwie auch, aber wir wollen mehr über Barbaria und weniger über Conan sprechen. Auch wenn Conan hier sicher Pate stand und jedem Fan von eben diesem bis hin zum Hero Quest Barbaren rein optisch dieses herrlich frivole und leicht satirische Artdesign einfach gefallen muss. Barbaria ist ein lockeres Kartenspiel mit Würfelelementen, bei der man auf Abenteuerreise geht. Man verprügelt böse Buben, rettet holde Frauen, findet Gefährten, sammelt Gegenstände, um schlussendlich richtig oberbösem Gesindel eins über den Kopf zu geben. Dadurch sammelt man Runensteine und wer eine bestimmte Anzahl an Steinen gesammelt hat (es gibt insgesamt drei Sieg-Kombinationen), gewinnt das Spiel und darf sich den Rest des Abends Conan nennen. Zugegeben, das war eine Hausregel. Aber eine gute! Barbaria ist schnell gelernt und ebenso zügig gespielt, eine Partie dauert nicht mehr als eine halbe Stunde und eignet sich auch für Gelegenheitsspieler.
Barbaren-Alltag
Zuerst wird jedem Spieler ein Barbar zugelost. Hier werden vom alten Opa, über den leicht bekleidetet Mann bis hin zur starken Frau alle Facetten abgebildet. Fast nackt sind sie alle. Das nenne ich sinnvolle Gleichberechtigung! Jeder Barbar hat gewisse Sonderfähigkeiten, zusätzlich erhält man zwei Pin-Up-Karten. Ja, hier weht ein Hauch von Erotik durchs Wohnzimmer. Die Pin-Up-Karten fungieren als einmalige Bonusaktionen, um sein Würfelergebnis zu verändern. Nun geht es reihum zum Questen.
Hierbei decke ich die oberste Karte vom Queststapel auf und entscheide mich, ob ich die Herausforderung annehmen möchte. Bei den meisten Quests muss man mit zwei oder drei Würfeln eine vorgegebene Anzahl an Augen würfeln. Erschwerend kommt hinzu, dass manchmal bestimmte Farben der Würfel (gelb, rot, blau) zu beachten sind. Fies wird es, wenn Boss-Monster auftauchen. Die Belohnung ist zwar barbarisch gut, aber mehr als sechs Augen die Vorgabe. Ohne passende Bonuskarten ist das nicht möglich! Richtige Vorbereitung ist eben alles. Weiter kann ich auch auf Händler treffen, die im Austausch gegen Pin-Up-Karten mächtige Gegenstände bereithalten. Diese Gegenstände kann ich oft dauerhaft an mich binden und muss sie nach einmaligen Gebrauch nicht abwerfen.
Ab ins Eingemachte – der Spielspaß steigt
Unpassende Quest gezogen, weil du nur ein mickriges Schwert hast? Oder ein Händler der nur Mist darbietet? Dann zieh einfach noch eine Quest. Und noch eine! Ja, mach munter weiter, bis zu maximal vier Quests. Dann darfst du immer noch weiter ziehen, musst aber zusätzlich eine Karte abwerfen. Das Problem, wenn du nicht mehr ziehen kannst, musst du die letzte Quest absolvieren. Es ist also immer Risiko dabei, eine Quest nicht anzunehmen. Viel besser aber noch, nicht benutzte Quest-Karten werden an deine Mitspieler als Pin-Ups verteilt. Heißt, deine Gier nach besseren Quests – oder hattest du nur Angst? – machen deine Mitspieler stärker. Simple Mechanik, aber richtig cool!
Interaktiv wird es dann bei den Boss-Quests. Hier darfst du deine Mitspieler fragen, ob Sie dir nicht helfen wollen. Einziges Manko, die erbeuteten Runensteine zählen für euch beide. Überlege also gut, wen du da mit auf die Reise nimmst. Das schöne, stirbst du, dann stirbt auch dein Quest-Freund. Vielleicht hat er auch genau das vor. Ui ui, jetzt intigrieren die Barbaren. Und da wären wir bei der nächsten interessanten Sache.
Monster die Barbaren töten, bleiben im Spiel und die getöteten Barbaren werden mit ihrer Rückseite, auf der ein Runenstein abgebildet ist, dazugelegt. Ab sofort kann jeder Spieler, statt eine Questkarte zu nehmen, in den Kampf gegen dieses Monster ziehen und richtig absahnen oder wieder sterben. Das macht das Monster noch attraktiver. Richtig so, das erfreut Crom. Für Schwächlinge ist kein Platz am Tisch der Würfel und Karten!
Kleine Aufholmechanik
Trotz der Möglichkeit Würfe am laufenden Band zu modifizieren, ist Barbaria immer noch ein Glücksspiel. Schlechte Quests gezogen, keine Händler getroffen oder kaum Pin-Ups, ja, damit wird es nichts gegen die Monster die Runensteine einbringen. Man kann also zurückgeworfen werden. Die helfende Hand: Begleiter-Karten und die erhält man ganz ohne Opferung an Set. Wer solch eine Karte aus dem Queststapel zieht, muss sie nämlich dem schwächsten Spieler geben. Das kann schon öfters vorkommen und hilft demjenigen wieder aufzuholen. Das ist wichtig für die Spannung am Tisch. Ich hatte nur wenige Partien, wo ein Spieler unaufhaltsam allen davon gewürfelt ist.
Fazit
Die Würfel waren gefallen. Grimmig starrte mich der Muskelberg an. Tränenüberströmt packte ich das Spiel wieder ein. Meine Frau fragte verdutzt: „Warum weinst du, du hast doch gewonnen? – „Es ist Conan, er kann nicht weinen. Darum weine ich für ihn“, antwortete ich. Innerlich aber freute ich mich schon auf die nächste kurzweilige Partie. Denn Barbaria hat nicht nur ein liebevoll satirisches Artdesign – ich liebe den String-Tanga-Barbaren – sondern zerstückelt mit seiner Mischung aus Push-Your-Luck-Mechanik und charmanten Würfelorgien, ganz ohne Conan-Zweihänder, jegliche Langeweile am Tisch.
Wenn ich keine Zeit oder Platz für Alte Dunkle Dinge habe, kommt nun Barbaria auf den Tisch. Vor allem haben mir die kleinen Details im Spieldesign gefallen, wie die leichte Aufholmechanik, das getötete Barbaren als Belohnung im Spiel bleiben und die Interaktion bei Bossbegegnungen. Dabei bleibt Barbaria durch die intelligente Kartengestaltung äußerst kompakt! Nicht nur Fans von Barbaren und nackter Haut kommen so voll auf ihre Kosten, wenn sie einen schönen Absacker suchen.
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Klasse Rezi – nicht nur informativ sondern auch lustig zu lesen – DANKE!
Vielen Dank zurück! Bei manchen Brettspiel gibt das Spiel ja schöne Vorlagen, da macht das Schreiben noch mehr Spaß. Geht nur leider nicht immer.