Ich bin der Draculord
Hast du auch diese ganzen Helden satt? Diese stumpfsinnigen edlen Krieger oder eingebildeten Magier? Ich kann dieses Gesocks nichts mehr sehen! Zeit sie allesamt durch das Bestien-Gehege zu jagen, auf das sie in das Labyrinth des Minotaurus stoßen und spätestens im Zermaminator sind ihre jämmerlichen Seelen dann mein. Ähnliche Gelüste? Dann könnte eine Anstellung als Boss Monster deine Chance sein. Als Draculord oder lieber Gorgona? Der Cerebellus ist auch noch frei. Am Ende stehen insgesamt acht Bosse zur Verfügung – spielen kann man Boss Monster dabei aber nur mit bis zu vier Spielern.
Kein Schlächter, sondern Architekt
Wer jetzt denkt er könnte so richtig Helden wegmetzeln liegt leider leider falsch. Du bist der Boss im Hause, der lässt das natürlich machen! Am Anfang jeder Runde erscheinen zunächst einmal die Helden in der Stadt und werden offen in die Tischmitte gelegt. Die Helden gehören einer von vier Klassen an und werden nach ihren Vorlieben im Laufe der Runde ein Dungeon besuchen – dass behalten wir kurz im Hinterkopf.
Danach bauen die Spieler ihr Dungeon nach gewissen Richtlinen aus. Dies geschieht durch Raumkarten die links von der eigenen Bosskarte ausgespielt werden. Im Normalfall nur ein Raum pro Zug, maximal fünf Räume in einer Reihe, dabei dürfen alte Räume überbaut werden oder mit erweiterten Räumen ausgebaut werden. Die Räume haben eine Angriffsstärke, eine Sonderregel und ein Schatzsymbol. Die Schatzsymbole sind dabei einem Helden zugeordnet. Betritt zum Beispiel ein Krieger am Anfang der Runde die Stadt, wird dieser das Dungeon besuchen welches die meisten Schatzsymbole in Form eines Schwertes besitzt.
Kombo-Zeit
Alle Helden in der Stadt werden nach der Bauphase in die Dungeons geschickt. Jeder Held hat eine Anzahl von Lebenspunkten die beim durchwandern der Räume Stück für Stück dezimiert werden. Stirbt der Held während seiner Reise, hat das Bossmonster alles richtig gemacht und schlürft genüsslich die Seele auf – falls man Seelen schlürft, ich habe da leider keine Erfahrungswerte. Schafft der dreckige Held aber seine Reise, zieht er dem armen Boss Monster einen Lebenspunkt ab. Jeder Boss stirbt wenn er fünf Lebenspunkte verloren hat, dann heißt es Game Over, oder aber gewinnt wenn er zehn Seelen gesammelt hat.
Der Spaß in Boss Monster ensteht dadurch das die Räume alleine oft zu wenig Schaden machen um die Helden zu besiegen, durch ihre Sonderregeln aber Symbiosen ermöglichen. So muss ein Held aufgrund von Sonderregeln einen Raum zurück gehen und diesen zweimal meistern. Wer nun davor einen sehr starken Raum gebaut hat, freut sich über massenhaft Schaden. Andere Räume geben benachbarten Räumen Extra-Schaden oder lassen einen Raum- wie Zauberkarten ziehen. Die Effekte sind vielfältig und erfordern leicht taktisches Vorgehen, zumal man auch immer die Schatzsymbole im Auge behalten sollte. Was nützt das beste Dungeon wenn keiner reinkommt.
Ich bin ein Magier!
Zu den Raumkarten gesellen sich noch Zaubersprüche, denn was wäre ein Boss ohne teuflische Magie! Zaubersprüche sind oft sehr mächtig weil sie die normalen Abläufe verändern, oft in Züge der Gegenspieler für Chaos sorgen oder einen selbst große Vorteile geben können. Sie sind das Salz in der Bosssuppe, weil Sie erst richtige Interaktion in das Spiel bringen und öfters für verärgerte Mienen beim Gegenspieler sorgen. Für Harmoniesüchtige die Info: Es ist selten so fies wie bei Munchkin! Aber vielleicht hätte das Spiel diese Gemeinheit gebraucht, denn in unserer Spielrunde kristallisierten sich oft die gleichen Probleme heraus.
Zu mächtig?
Je nach nachdem wie die Spieler ihre Karten ziehen kann es mitunter vorkommen das die Helden schnell keine Chance haben. Selbst dann nicht wenn im späteren Verlauf mächtigere Helden auftauchen mit zum Teil doppelt so vielen Lebenpunkten. Hat man einmal ein sehr gut laufendes Dungeon gebaut, vielleicht noch ein, zwei gute Zauber auf der Hand, gibt es kaum eine Gefahr. Die Spannung ist dahin und das Spiel läuft wie von selbst.
Das muss so nicht passieren, aber für mein Empfinden tritt diese Situation zu oft ein. Mag vielleicht auch an unserer Spielrunde liegen, weil bei uns in den seltensten Fällen mal ein Boss gestorben ist, ich aus anderen Spielgruppen aber weiß das dies dort häufiger passiert. Da die Spielzeit aber recht kurz ausfällt, ist so eine unspektakuläre Runde zu verschmerzen. Insgesamt ist Boss Monster eh besser geeignet einen Brettspielabend ein- oder auszuläuten.
Verschenktes Potential
Schade ist es zudem das man sich beim Dungeonbau nur auf die Lebenspunkte der Helden konzentrieren muss und diese keine eigenen Sonderfähigkeiten mitbringen. Ein Krieger ist immer ein Krieger, ob nun mit sechs oder dreizehn Lebenpunkten. Hier wird definitiv taktisches Potential verschenkt. Auf Englisch ist eine Erweiterung erschienen die dieses Problem angeht, hoffen wir auf eine deutsche Umsetzung!
Fazit
Die 8-Bit Optik von Boss Monster verzaubert, gar keine Frage. Wer die Schachtel sieht und entfernt etwas mit alten Videospielen zu tun hatte, will Boss Monster spielen. Natürlich reizt auch das Setting, wer will nicht einmal genüsslich ganz im Sinne von Dungeon Keeper die guten Helden in den Boden rammen. Das Spiel ist außerdem schnell verstanden und hat mit den Kombo-Effekten der Raumkarten und den zum Teil fiesen Zauberkarten einiges an taktischer Würze und böser Spielerinterkation in sich. Trotzdem geht gerade zum Ende oder mit Kartenglück leider manchmal früher, den Helden in den mächtigen Dungeons die Luft aus. Hier hoffe ich auf die deutsche Umsetzung der englischen Erweiterung „Tools of Hero-Kind“. So bleibt Boss Monster am Ende nur ein nettes Absackerspiel für Videospielnerds!
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