Lesezeit: 5 Minuten

Da steht man vor seinem Regal mit Brettspielen und weiß nicht weiter. Im Nacken sitzt der eine Freund, der total gerne atmosphärische Brettspiele spielt, daneben ein netter Bekannter und Liebhaber von Bier & Brezel Spielen und zu guter Letzt, die Schwiegermutter. Und die mag eigentlich nur Kniffel. Was nun? Jetzt habe ich die Lösung im Haus: Alte Dunkle Dinge! Das neue Spiel aus dem Feuerland Verlag, bisher eher Schwergewicht in Sachen Strategie. Wie passt das zu Kniffel und meiner Schwiegermutter? Ganz einfach, das neue Blue Label von Feuerlandspiele. Brettspiele mit dem Blue Label basieren mehr auf Glück und erfordern weniger Denkarbeit. Was im Umkehrschluss nicht heißt, dass die Qualität oder der Spielspaß darunter leidet. Bestes Beispiel: Alte Dunkle Dinge!

Zwischen Indiana Jones und Cthulhu

Der Erste, der begeistert am Spieltisch sitzt, ist sicher derjenige, der auf atmosphärische Brettspiele abfährt. Alte Dunkle Dinge macht richtig was her. Die comichafte Gestaltung sprüht nur so vor Abenteuer im Dschungel mit leichter Gruselatmosphäre. Jeder Spieler übernimmt im Spiel einen unerschrockenen Abenteurer und versucht einen dunklen unheimlichen Fluss zu erforschen. Hierbei trifft er auf Herausforderungen unterschiedlicher Art: Von einfachen Fallen bis hin zu grotesken Wesen ist alles möglich. Wer versagt wird durch das „Dunkle Ding“, dargestellt durch Tentakelplättchen, bestraft. Besonders amüsant, der Gewinner kriegt zur Belohnung als einziger Überlebender ein zerschlissenes Tagebuch, welches laut Spielanleitung später im Ofen einer Heilanstalt vernichtet wird. So richtig nach Gewinner klingt das nicht, eher herrlich nach H.P. Lovecraft.

Kniffel Deluxe

Kommen wir zum spielerischen Teil, der eben auch der Schwiegermutter gefallen wird. Auf dem Spielbrett liegen in Form von Begegnungskarten bis zu sechs Herausforderungen bereit. Bin ich am Zug, muss ich mich einer dieser Herausforderungen in Form einer zu erzielenden Würfelkombination stellen. Das ist am Anfang eine kleine Straße aus drei, vier und fünf Augen und steigert sich zum klassischen Kniffel (fünfmal die gleiche Augenzahl). Die Würfelkombinationen sind dabei wesentlich einfallsreicher als beim klassischen Kniffel und sorgen für viel mehr Abwechslung. Natürlich ist das noch nicht alles, wir sind erst bei der Basis des Spiels.

Selten schafft man die Kombination beim ersten Wurf. Bleiben wir kurz bei Kniffel. Normalweise würde man nun einen Teil der Würfel, die gut zur Kombination passen, aussortieren und den Rest neu würfeln. Nicht so bei Alte Dunkle Dinge! Hier muss man entweder alle Würfel neu werfen oder aber ich gebe Fokusmarken ab. Pro Marke darf ich einen Würfel neu werfen, der Rest bleibt liegen. Ich denke, es ist selbsterklärend, das man nicht gerade in Fokusmarken schwimmt. Und so ist man schon ein wenig am Taktieren und Pokern. Welche Begebnungskarte traue ich mir zu, wie viel Risiko gehe ich ein, wie kann ich einen Fehlwurf mit Fokusmarken ausgleichen.

AdD Spielbrett

Marken über Marken

Fokusmarken sind nicht die einzigen Plättchen, die man in Alte Dunkle Dinge ausgibt bzw. sammelt. Da gibt es zum einen noch die Mutmarken. Mit diesen Marken kann ich Herausforderungen ohne Würfelwurf bestehen, in dem ich eine auf der Karte angezeigte Anzahl an Mutmarken ausgebe. Das ist durchaus mächtig, allerdings sammelt man auch die Mutmarker nicht so einfach nebenbei.

Die dritte Art von Marken sind die Handlungsmarken, mit denen man Handkarten auslösen kann. Handkarten? Ja genau, in Alte Dunkle Dinge gibt es Würfel, Marken und Handkarten. Da kriegt der geneigte Brettspieler vor Vorfreude doch glatt schwitzige Hände. Jeder Spieler hat immer drei Handlungskarten auf der Hand. Diese erlauben einmalige Sonderaktionen und schaden auch des Öfteren anderen Spielern. Wer also gerne seine Mitspieler ärgert, der sollte sich auf das Sammeln von den Handlungsmarken fokussieren. Damit kein falscher Eindruck entsteht, es wird selten richtig fies! Der Frieden am Tisch ist also nicht gefährdet.

Aller guten Dinge sind vier, zumindest bei Alte Dunkle Dinge. Da wären wir dann bei den Schatzmarken. Für die Money is King Fraktion sicher die Marken schlechthin. Am Ende seines Zuges kann man mit diesen Plättchen ausliegende Gegenstände beim Händler kaufen. Diese sind meist äußerst praktisch, weil sie den Würfelppool positiv beeinflussen und sind anders als die Handkarten oft über das ganze Spiel benutzbar.

AdD Karten

Woher nehmen?

Jetzt die alles entscheidende Frage: Woher kriegt man diese vielen sexy Marken? Einmal über das Spielbrett. Jedes Feld, auf dem eine Herausforderungskarte liegt, hat eine fixe Belohnung. Das ist fast immer eine Art der Marken. Zusätzlich hat jede Herausforderungskarte, die man auswählt, selbst eine Marke als Belohnung. Zweite sehr lukrative Einnahmequelle sind die Würfel, die übrig bleiben, nachdem man seine Kombination erwürfelt hat. Bei einem Paar mit mindestens drei Augen erhält man zwei Handlungsmarken, bei einem dreier Pasch schon drei Mutmarker und bei einer Straße aus drei Würfeln, ganze drei Schatzmarken. Hilfe, so viele dreien in einem Satz, das Dunkle Ding greift um sich!

Fette Beute oder Wahnsinn

Wie krallt man sich nun das zerschlissene Tagebuch, um als Sieger in der Heilanstalt zu feiern? Jedes mal, wenn man eine Begegnung meistert, darf man sich diese Karte nehmen. Generell gilt: Je schwerer die Würfelkombination auf der Karte, um so mehr Siegpunkte erhalte ich. Doch Vorsicht, schafft man eine Begegnung nicht, wird die Karte abgeworfen und man muss sich ein Tentakelplättchen nehmen. Der Dunkle Alte verteilt halt gerne seinen Wahnsinn! Diese gelten am Ende als Minuspunkte. Wer also zu riskant spielt, kann sich schnell ans Ende des Siegertreppchens katapultieren.

AdD Spielertableau

Beste Qualität

Ob nun Blue Label oder nicht, am Ende steht auf der Box Feuerlandspiele und das steht für absolut beste Qualität! Eine gut geschriebene und schön aufgemacht Anleitung, Holzspielsteine, feste stabile Pappmarker und wunderbar atmosphärisch gestaltete Karten runden das Gesamtpaket Alte Dunkle Dinge ab.  Was man nicht außer Acht lassen sollte, auch wenn Alte Dunkle Dinge ein Würfelspiel ist, es verbraucht durch seine vielen Materialien schon etwas mehr Platz auf dem Tisch als man annehmen würde.

Gute Skalierung

Was mir noch sehr gut gefallen hat, ist, dass Alte Dunkle Dinge mit zwei Spieler ebenso viel Spaß macht wie mit drei oder vier Spielern. Innerhalb der Spieleranzahl gibt es über die Menge an Herausforderungskarten noch eine Skalierung der Spielzeit. Die geringste Spielzeit, also zwei Spieler und kurzes Spiel, dauerte bei mir um die 20 Minuten. Perfekt als Absacker Spiel oder für eine schnelle Runde zwischendurch!

Fazit

Alte Dunkle Dinge rockt den Dschungel! Indiana Jones und H.P. Lovecraft hätten ihr helle Freude an diesem Spiel. Die Zielgruppe könnte zudem kaum größer sein. Selbst Spielemuffel entwickelten in unseren Spielrunden schnell Begeisterung für dieses unkomplizierte, leicht taktische und vor allem atmosphärische dichte Würfelspiel.  Klar ist, Alte Dunkle Dinge ist kein komplexes Strategiespiel, das man über mehrere Stunden spielt. Das will es aber auch zu keiner Zeit sein! Es ist aber auch viel mehr als ein nur aufgebrezeltes Kniffel. Dafür sind die Mechaniken aus zum Teil fiesen Handkarten und dem taktischen Sammeln der Marken viel zu durchdacht. Von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung, auch gerade für Spieler die öfters nur zu zweit spielen oder mit gemischten Gruppen. Kleines, feines und kurzweiliges Spiel.

Alte Dunkle Dinge
Spielinformationen
Genre: Würfelspiel | Spieler: 2 - 4 | Alter: ab 14 Jahren | Dauer: 60 Minuten
Spielspass
7
Ausstattung
7.5
Spielidee
8
Positive Aspekte
Spielzeit skalierbar
Mit 2 Spielern gut spielbar
Tolle Aufmachung
Mehr als nur Kniffel
Negative Aspekte
Etwas wenig Interaktion
Trotzdem große Anleihen an Kniffel
7
Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website | + Letzte Artikel

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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Da sieht man mal, wie unterschiedlich die Beurteilung eines Spieles ausfallen 🙂
    Am Anfang dachte ich, man würde besser in eine Story gezogen werden, aber beim Spielen kam für uns die erwartete Stimmung beim besten Willen nicht auf. Die Karten für die Aktionen empfand ich zudem lieb- und die Beschreibungen leblos. Wobei ich sagen muss, dass die Qualität des Spielmaterials sehr gut ist.
    Mein Mann und ich fanden es langweilig und bereits nach 2 Partien habe ich es über ebay weiterverkauft. Mit dem Käufer hatte ich dann noch etwas Kontakt und nach einem netten Austausch, was wir jeweils an Spielen bevorzugen, konnte ich von ihm zwei Spiele erwerben – und zwar Mage Knight und Robinson Crusoe, welche ER wiederrum furchtbar fand und die sich bei uns aber größter Beleibtheit erfreuen.
    Von dem her hat uns das Spiel dann doch noch einen guten Dienst erwiesen.
    P.S. tolle Seite bei euch

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