Lesezeit: 5 Minuten
Ich war wahnsinnig gespannt auf die digitale Umsetzung!

Es gab zu dem digitalen Kartenspiel Lord of the Rings: Living Card Game schon einige News auf meinem Blog, vor allem weil ich mich wahnsinnig auf die Umsetzung der analogen Vorlage gefreut habe. Kooperativ, zumindest später, kein PvP und eine tolle Lizenz. Man wusste durch Pressemitteilungen zwar, dass die Umsetzung keine reine Kopie wird, aber nach meinem intensiven reinschnuppern in den Early-Access, lief kurzfristig Gollum in meinem Kopf Amok.

Sauron auf dem Vormarsch

Unaufhaltsam wie Saurons Ringgeister wirbelten mir Dinge entgegen, die ich am liebsten im Schicksalsberg vernichtet hätte. Da wäre zum einen die Preispolitik. Bevor ich mich in die Kampagne stürzte, checkte ich den Deckbuilder. Einfach weil ich neugierig war, was für Karten im Spiel enthalten waren. Sagen wir es so, die digitalen erwerbbaren Booster sind mit 1,99 € nicht gerade günstig. Mit der Ingame-Währung kann man sich zwar auch manches kaufen, allerdings muss man dafür nicht viel spielen, sondern richtig ackern. Da ist zwar jeder anders geschmiedet, aber auf meinem Ring steht „farmen verboten, ich lass mich nicht knechten“. Heißt, lieber einmal richtig Geld in die Hand nehmen und mit dem größten Paket starten. Irgendwie eine unschöne Preispolitik!

Der zweiter Dämpfer kam beim Start des Tutorials. Als die ersten Helden bereit gemacht und Karten ausgespielt wurden, hab ich vor Schreck glatt ALT+F4 gedrückt, weil ich dachte, Hearthstone wäre gestartet. Nein, es war Lord of the Rings: Living Card Game. Helden und Kreaturen sind Ovale, mit Attributen belegt, ganz so wie in Hearthstone. Kann man machen, ich hätte mir ein eigenständigeres, Edleres oder vielleicht auch düsteres Design gewünscht. Mir ist das zu viel Hearthstone! Die ersten Kämpfe zeigen, dass auch das Handling wie Angriffspfeile, irgendwie das gesamte Feeling des Spiels, weit näher an der Konkurrenz von Blizzard dran ist, als an der analogen Vorlage. Sauron siegt also und fertig ist die Deinstallation? Nein. Nach einigen Stunden des Ausprobieren, schlägt der Spielspaß zurück!

Auf den ersten Blick sieht das einfach sehr nach Hearthstone aus.

Anders – aber eben auch gut!

Als erstes begeistert die Präsentation, abseits der Hearthstone-DNA. Die Geschichten die erzählt werden, sind stimmungsvoll, die Erzähler erstklassig. Ich hätte am liebsten sofort meine kuschelige Herr der Ringe Bettwäsche aufgezogen – wenn ich welche hätte. Das fast erloschene Feuer für diese Lizenz, war wieder entfacht. Dieses Feuer war auch der Grund, warum ich nach der ersten Grundenttäuschung am Ring blieb.

Der grundlegende Unterschied zur analogen Version ist Sauron. Während dort das Spiel durch Abenteuer- und Begegnungskarten gesteuert wird und auch die Phasen weniger klassisch aus Aktion und Gegenaktion bestehen, ist die digitale Variante sehr klassisch aufgebaut. Sauron fungiert hier als aktive KI und direkter Gegenspieler. Beide Seiten haben Energie, beide Seiten spielen abwechselnd Karten aus, bis einer passt. Jeder Hearthstone-Spieler kennt das und Magic-Veteranen können darüber nur müde lächeln. Wer die analoge Spielweise erwartet, wird hart enttäuscht.

Sieht vielleicht unspektakulär aus, aber die Text sind gut geschrieben, die Erzähler auf sehr hohem Niveau.

Mannigfaltige Einsatzmöglichkeiten

Einige Mechaniken finden sich aber wieder und sorgen dann für eine gesunde Abgrenzung gegenüber der Konkurrenz. Zum einen hat man auch hier Quests, die man erfüllen muss, um zur nächsten Begegnung zu wandern. Die Bedingungen sind dabei unterschiedlich und beschränken sich nicht allein auf das Besiegen der gegnerischen Kreaturen. Gut so!

Weiter hat man optionale Questkarten ausliegen, teilweise auch von Sauron ausgespielt, die, wie im analogen Kartenspiel, über Willenskraft gemeistert werden. Diese Questkarten zu ignorieren ist schwierig, da sie oft Verstärkungen für Sauron besitzen und man sie aus dem Spiel haben möchte. Hierfür hat jeder Held und Verbündeter eine gewisse Willenskraft, die eingesetzt wird, um die Quest ein Stück weit zu erfüllen. Allerdings muss die entsprechende Karte  der Person getappt werden und steht für einen Angriff nicht mehr zur Verfügung.

Helden besitzen zudem noch Sonderfähigkeiten, für die sie ebenfalls getappt werden müssen und die Willenskraft kann auch für eine Schicksal-Leiste verbraucht werden. Hier erhält man als Spieler, je nach Stand der Leiste, unterschiedliche Boni. Erfrischend grenzt sich hier Lord of the Rings: Living Card Game von anderen Spielen ab, wo oft nur stumpf gekämpft wird. Man ist oft am hadern wofür man nun seine Abenteurer einsetzen soll. Da Sauron auch gut Druck ausübt, über Quests, Ereigniskarten und Kreaturen, ist Lord of the Rings: Living Card Game alles andere als ein Selbstläufer.

Die Quest möchte man nicht liegen lassen. Allerdings möchte man auch die starken Gegner so schnell wie möglich besiegen.

Deckbau

Wer auf höheren Schwierigkeitsgraden Land sehen will und damit auch mehr Ingamewährung abgreifen möchte, der muss sich mit dem Deckbau beschäftigen. Die Preise sind mir wie gesagt zu hoch, trotzdem kommt man nicht umhin zu sagen, dass es verdammt viel Spaß macht, sein Deck zu bauen. Das fängt schon bei der Auswahl der Helden an. Wo kreiert man Symbiosen und welche Helden passen zum Szenario? Lord of the Rings: Living Card Game lebt sicher davon Szenarios öfters anzugehen, um das perfekte Spiel abzuspulen. Dazu müssen die restlichen Karten aber ebenfalls stimmen. Auch wenn das Deck etwas kleiner ist als bei der Konkurrenz und man jede Karte nur maximal zweimal verwenden darf, gibt sich Lord of the Rings: Living Card Game klassisch. Man achtet auf ein ausgewogenes Deck bei den Energiekosten und der Art der Karten. Kennt man, macht aber auch hier einfach Spaß!

Wenn man bedenkt das ein perfektes (!) Spiel 245 VP einbringt, ist der Preis von 3750 VP nicht gerade motivierend.

Fazit – Early Access

Wer bei Lord of the Rings: Living Card Game die analoge Vorlage erwartet, der hat schon verloren. Also schnell vergessen und schauen was die digitale Version bietet. Da hätten wir eine toll präsentierte Kampagne, Deckbaumöglichkeiten, der gerade durch die verschiedenen Helden ordentlich Spaß machen und ein schönes PVE-Erlebnis. Denn Sauron als KI macht seine Sache mehr als gut! So stimmt auch der Anspruch. Die Questkarten und die dahingehende Zwickmühle aus Angreifen, Questen oder Schicksalsleiste, bringt taktische Frische. An der Preisgestaltung könnte Asmodee Digital gerne etwas ändern, denn ich persönlich habe keine Lust Ingamewährung so heftig zu farmen. Trotzdem, mit der richtigen Erwartungshaltung hat man auch schon im Early Access ordentlich Spaß.

Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website | + Letzte Artikel

Fleischpöppel | Brettspieler | Videospieler | Rollenspieler | Miniaturenbemaler | Würfel-Lucker | Airbrush-Anfänger | Blogger | Schönspieler | Rum-Trinker | Brettspielsammler | Crowd-Funding-Süchtig | Trockner Grübler | Pöppel-Streichler | Magic-Verweigerer | 4X-Fanboy | Sickerflopp-Liebhaber

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.

Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.

Ich akzeptiere die Datenschutzhinweise: