Kurzcheck: Darum geht es bei Sync or Swim
Sync & Swim ist ein kooperatives Spiel, welches in Richtung Partyspiel schwimmt. Ich würde es aber nicht als Letzteres abstempeln wollen. Dafür ist die Challenge zu groß angelegt und vor allem funktioniert es auch in kleiner Runde. Die Grundmechanik ist allerdings auf Seepferdchenniveau. Was nicht als negative Kritik ausgelegt werden sollte. Im Gegenteil, hier finden alle ihren Platz am Tisch. Zum Spielstart sucht ihr euch ein Szenario aus, die nach hinten raus natürlich schwerer werden. Pro Szenario liegen verdeckt 5 Auftragskarten aus. Nun deckt ihr die Auftragskarte an der ersten Position auf, die eine bestimmte Kartenart zeigt. Zum Beispiel eine Zahl, Farbe oder Symbol. Über eine App – keine Schnappatmung, diese greift kaum in das Spiel ein und dient nur als Verwaltungs-, Zeit- und Bewertungstool – wird nun angezeigt, wie viele Karten an jede Person ausgeteilt werden. Verdeckt! Niemand luschert. Jetzt drückt ihr auf Start in der App und habt 15 Sekunden Zeit, die Aufgabe zu erfüllen und …
… alle Schreien
Ihr reißt gleichzeitig eure zwei ausgeteilten Handkarten hoch, checkt die Auftragskarte und wisst nun, dass zwei von euch eine gelbe Karte und der Rest eine blaue Karte ausspielen müssen. Verdeck und an die erste Position des persönlichen Tableaus! Natürlich gibt es viel mehr Farben. Ihr müsst eure Karten tauschen, schnell kommunizieren. Hat jemand vielleicht zwei blaue Karten? Habt ihr überhaupt in der Runde gelbe Karten? Wer spielt diese aus? Passen die Handkarten nicht, dürfen zwei abgeworfen werden und neue nachgezogen werden. So lange, bis man eine Karte zieht, die einem gefällt. 15 Sekunden. Fünfzehn Sekunden. Ihr werdet euch am Anfang die Badehose einnässen und ablachen.
Schwimmbecken mit Daumenschrauben
Aber damit nicht genug! Habt ihr alle eine Karte gelegt, drückt ihr schnell auf Stopp. Jetzt deckt ihr eure gespielten Karten auf. Glaubt mir, manchmal hat Karten-Günther wieder mal die falsche Karte gespielt. Gruppenklatschen an die Stirn. Gehen wir aber kurz davon aus ihr schafft es in den 15 Sekunden. Die Belohnung ist das Aufdecken der nächsten Auftragskarten. Die könnte z.B. sein, dass an die zweite Position eine gerade Zahl gespielt werden muss. Jetzt werden vielleicht drei Karten ausgeteilt. Das Spiel beginnt von vorn. Und … 15 Sekunden. Wuhararharhar. Man muss über sich selbst lachen können. Und plant mit ein, dass die Nachbar:innen glauben, ihr hättet eine Ehe-Krise oder zum Gruppenkreischen eingeladen. Herrlich.
Ist das nicht frustrierend?
Die Frage ist ganz klar zu verneinen und hier sind wir bei der größten Stärke des Spiel. Ich hasse nämlich hektische Brettspiele. Echtzeit? Lieber nicht! Warum aber begeistert Sync or Swim? Ganz einfach: Ihr verliert und das Spiel ist nicht vorbei, sondern ihr bekommt eine zweite Chance und 10 Sekunden dazu. Diese Spirale hat kein Ende. Man kann dieses Spiel also nicht verlieren. Das nimmt den Druck und packt den Spaß in die erste Sitzreihe. Belanglos ist Sync or Swim aber trotzdem nicht, weil die App anhand der Versuche, Gesamtzeit und diversen weiteren Faktoren einen Score errechnet, der eben motiviert. Die App misst dabei sogar die Zeit zwischen den Runden, die logischerweise für Absprachen genutzt werden. Die Langzeitmotivation ist auch gegeben, weil die eigene Leistung geschlagen werden will und sich viele verschiedene Szenarien dazu gesellen, die auch mit weiteren Regeln immer wieder das Spiel durcheinanderwirbeln. Ich will hier nichts verraten, aber die Spezialregeln der Szenarien sind der Knaller! Immer begleitet von Stöhnen und Gelächter, weil es auch ohne diese fiesen Machenschaften schon schwer wird. Dafür ist es ein wunderbares Gruppengefühl ein Szenario besiegt zu haben.
Fazit
Ich hasse Brettspiele der Kategorie Echtzeit bzw. Hektik. Wirklich, es gibt da nur ganz ganz wenige Ausnahmen. Sync or Swim gelingt es aber diese Abneigung zu ertränken. Genial, wie zwar Hektik aufkommt und wildes, chaotisches Geplapper das Wohnzimmer schwängert, aber man als Gruppe ohne Frust eher zusammenwächst. Der Clou, dass man das Spiel nicht verlieren kann, weil die Zeit beim Scheitern einfach erhöht wird, ist genial! Die erreichte Synchronität beim Ausspielen von Karten, wenn es dann läuft ist zudem ungemein befriedigend. Sync or Swim taugt so zum absoluten Teambildung-Spiel! Hektik lässt sich plötzlich genießen. Eine ausgefeilte Bewertungsskala über die App und vielen verschiedene Szenarien mit fiesen Spezialregeln sind dann der Boost für die Langzeitmotivation. Letztendlich hat sich Sync or Swim so zum absoluten Überraschungshit gekrault.
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6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
„Ich hasse Brettspiele der Kategorie Echtzeit bzw. Hektik.“
Ich auch. Und mindestens genauso hasse ich, dass man für immer mehr im Leben zwingend eine APP braucht, was früher ganz locker ohne ging. Brettspielen zB.
Tja, Klaus, dann ist Sync or Swim genau das richtige Spiel um hier seinen Horizont doch noch einmal zu verschieben. Musst du natürlich nicht, aber das Spiel wollte erst kaum jemand spielen – Thema, App, Zeitdruck – und es ist dann wirklich in jeder Runde gut angekommen. Die Spielfreude hat sich sogar gesteigert. Manche fanden es nach der ersten Partie ganz witzig. An einem anderen Tag habe ich die Gruppe dazu gezwungen es noch einmal zu spielen. Zweites Szenario. Was soll ich sagen, sie fanden es noch besser. Der eine hat sogar seine BGG Note von 7 auf 8 erhöht. Das Spiel ist für mich eine echte Überraschung und genau deswegen schreiben wir hier. 🙂
Ja, ich weiss, ich bin noch eine andere Generation – wir haben damals noch gegen die Volkszählung protestiert, heute lässt man sich freiwillig von irgendwelchen APPs lückenlos überwachen.
Sorry, ich bin da altmodisch.
Ich bin auch keine 25 Jahre und war so auf einigen Demos. Die Volkszählungsproblematik kenne ich sogar 😉 Ich weiß gar nicht, ob ich bei meiner ersten Demo schon laufen konnte. Ich bin in einer Zeit ohne Internet und Smartphone aufgewachsen. Aber das sind für mich auch schon wieder zwei paar Schuhe und ich sehe in der App Sync or Swim auch keine Überwachung. Und ich glaube, dass hat auch nichts mit Generationen zu tun, sondern eher ob man neugierig und offen für andere Konzepte ist. Ich kenne Menschen, die sind zwanzig Jahre jünger als ich und tragen gedanklich einen Pullunder und Spielen ist was für Kinder und sind oft sehr negativ eingestellt. Heißt am Ende, niemand muss Sync or Swim spielen oder ausprobieren. Ich finde das Konzept aber dahingehend schön, dass es eine neue Art aufbaut um hektisches Spielen frustfrei zu erleben. Denn die üblichen Abwehrmechanismen, die man dagegen aufführt, die ich auch kenne, greifen hier halt nicht. Mehr Info kann ich nicht bieten.
So unter uns … 😉 … manchmal habebich das Gefühl, du denkst ich bin 20 und ich soll denken, du bist 85. Wo liegen wir denn nun eigentlich? 😀 Und ich muss hier mal mein Profilbild austauschen. 😀 😀
Ganz ehrlich: das Spiel hätte ich mir im Laden nie gekauft. Spricht mich Titel und Schachtel überhaupt nicht an. Aber nach dem Lesen des Artikels war ich mir fast sicher, dass das mit der Family Spaß machen wird (3 Kinder von 9 bis 14). Und so ist es auch! Was für ein Geschrei am Tisch. So witzig! Tatsächlich haben wir manchmal eine Sonderregel nicht so streng genommen weil wir es sonst nicht geschafft hätten. Frustfaktor ist dann schnell vorhanden. Aber das Spiel bringt Laune!
Vielen Dank für den Kommentar. Das Spiel geht gefühlt etwas unter, aber es ist wirklich eine tolle Sache. Und Frust … ja gut, man schafft es am Ende ja irgendwie. Schön aber das dir es gefällt!