Lesezeit: 7 Minuten

Nein, ich habe nicht in der Woche gefeiert, es befindet sich nur Pathfinder Adventures auf meinem PC (Steam) und Smartphone (Android). Die Nächte waren halt kürzer, denn nach dem Zug ist vor dem Zug. Gescheitert? Nächster Versuch. Dank möglicher Synchronisation wird die Partie vom PC einfach unterwegs weitergespielt – theoretisch unterbricht man also seine Partie nie. Ungesund! Praktisch will man das auch gar nicht, denn Pathfinder Adventures ist digital nochmals besser als analog.

Atmosphärisch stärker als die analoge Vorlage, wobei die Story trotzdem nicht der Rede wert ist.

Kurzcheck- worum geht es bei Pathfinder Adventures?

Wer das kooperative analoge Kartenspiel mit Würfeln kennt, weiß direkt was Sache ist. In Pathfinder Adventures erstellt man eine Gruppe aus stereotypischen Helden zusammen. Jeder Held hat ein eigenen Kartendeck und passend zu seinem Helden unterschiedliche Attribute, dargestellt durch feste Boni und Würfelarten. Dazu gesellen sich spezielle Sonderfähigkeiten, die am Anfang allerdings übersichtlich ausfallen. Ziel ist es mit seiner Gruppe den Endboss eines Abenteuers zu besiegen. Jedes Abenteuer besteht aus mehreren Orten, die jeweils ein Kartendeck darstellen. In diesen Decks verstecken sich Feinde, neue Items, der besagte Boss und seine Schergen und unzählige andere Karten.

Jeder Held besucht während einer Runde einen Ort und wickelt die aufgedeckte Ortskarte ab. Dabei setzt er Handkarten und die passenden Attribute ein um einen Würfelpool für eine Probe zu erhalten. Schafft der Held die Probe, werden negative Karten abgeworfen, positive bekommt man auf die Hand. Das Spiel endet wenn der Boss getötet wurde, alle Helden gestorben sind oder 30 Runden gespielt wurden. Das Motivierende ist, das die Abenteuer aufeinander aufbauen und erlangte, wie auch zerstörte Karten, die Decks der Helden stetig verändern.

Die Kampagnenkarte, dabei steht jede Ortschaft für mehrere aufeinander aufbauende Abenteuer

Warum macht das so viel Spaß?

Der übergeordnete Grund warum Pathfinder Adventures rockt, ist sein Schwierigkeitsgrad. Einfach eine Heldengruppe nach Style auswählen, die erste Mission starten, mal nen paar Karten virtuell kloppen und Beute machen? Viel Spaß beim Scheitern! Gut, dass es das umfangreiche Tutorial gibt. Das bringt einen wunderbar die Mechaniken bei. Zeigt einem aber nicht die Fratze die das Spiel schon in der ersten Mission aufsetzt. Heißt, für Normalsterbliche, auch hier kann man scheitern. Gut so, denn es wird eh dein Begleiter sein. Der Druck durch eine feste Rundenanzahl ist immens! Jeder verpatzte Zug, jeder zu vorsichtige Zug, beides sägt am Thron des Sieges. Jeder zu mutige Zug bringt mit Pech deinen Helden dem Tode nahe. So ist Pathfinder Adventures früh ein spannender Drahtseilakt und manch knapper Sieg lässt einen die Faust etwas mehr als herkömmlich ballen. Aber die feste Rundenzahl ist nicht der einzige Grund warum Pathfinder Adventure kein No-Brainer ist.

Die Schurkin hat leider einen Gegner an dem Ort aufgedeckt. Zum Glück ist die Kartenhand so schlecht nicht.

Die richtige Gruppengröße

Zum Beispiel wäre da die Größe der Heldengruppe. Bis zu sechs dürfen es sein. Eine große Gruppe hat den Vorteil das man alle Attribute gut abdeckt und für jede Herausforderung den passenden Helden hat. Doof nur, dass die Abenteuer mit der Heldengruppe skalieren. Je nach Anzahl der Helden erhöht sich ebenfalls die Anzahl der ausliegenden Orte. Deren Anzahl ist übrigens immer um zwei höher als die der Helden. Jeder Ort hat dabei besondere Eigenschaften, Gegnertypen bzw. Kartenarten. In einen Tempel den Schurken schicken ist eher weniger sinnvoll. Hier sollte der Templer sein Glück versuchen, weil er mächtige Segnungskarten erhalten kann, genauso wie im Gewölbe, wo vielleicht Untote lauern. Da ballert die Karte Streithammer eben mehr als die Dolche.

Man muss also ganz genau überlegen welche Helden, welche Orte absuchen. Das Problem, die maximale Anzahl an Runden bleibt immer identisch. Die Chance bei einer größeren Gruppe mehr unglückliche Züge zu erwischen ist ungemein höher. Scheiterte ich in einem Abenteuer mit vier Helden mehrmals, schaffte ich es mit drei sofort! Wer mit sechs Helden agiert, muss das Spiel perfekt beherrschen.

Ordentlich Helden zur Auswahl

Kein simples Boss-Boxen

Das Abenteuer zu meistern indem man den Boss besiegt, klang im Kurzcheck vielleicht einfach. Das ist es mitnichten! Zu der Bosskarte gesellen sich je nach Ortsanzahl noch Schergen. Diese werden verdeckt mit dem Boss gemischt und zufällig in die Decks der Orte gemischt. Pro Ort lauert entweder der Boss oder ein Scherge im Deck. Decke ich beim aktivieren eines Ortes mit einem Helden den Boss auf, verschwindet dieser nach einem Kampf in ein anderes Ortsdeck. Allerdings nur wenn der Ziel-Ort nicht geschlossen wurde.
Heißt, die Aufgabe besteht darin vorerst die Orte zu schließen und den Boss langsam einzukreisen. Und das ist öfters schwerer als gedacht! Grundvoraussetzung ist das Besiegen des Schergen im Ort plus eine nachfolgende Prüfung. Und die kann je nach Held ganz schön schwierig sein! Zum Beispiel muss man spezielle Kartentypen abwerfen oder eine Attributsprobe bestehen. Wer hier mit dem falschen Helden am falschen Ort ist, bekommt Probleme. Hört du im Hintergrund die Runden runterticken? Fühlst du dich gehetzt?

Fieser Oberschurke!

Dein Nachziehstapel ist die Lebensversicherung

Man kennt das mittlerweile aus einigen anderen Spielen, auch in Pathfinder Adventures ist das Deck eines Helden sein Lebenspunktevorrat. Muss man eine Karte nachziehen und kann dies nicht mehr, ist der Held für das komplette Abenteuer ausgeschaltet. Das sollte man also möglichst vermeiden. Dazu sei gesagt, dass die Decks nicht sonderlich groß sind! Man muss sich also schon sehr gut überlegen wann man eine Karte für einen Effekt abwirft – und glaubt mir das will man oft. Wichtig zu wissen ist, dass viele Karten bei passenden Attributen nach dem Gebrauch auf die Hand zurückwandern können, oder Waffenkarten in den meisten Fällen auf der Hand bleiben. Schaden zwingt einem aber zum Abwurf, genau so wie manche Begegnung mit Fallenkarten. Der Drahtseilakt zwischen Karten für mächtige Aktionen abwerfen und sich selbst nicht zu sehr zu schwächen, ist willkommener Nervenkitzel.

Anhand der klaren Symbolik erkennt man schon vor dem Betreten eines Ortes was einen dort für Karten erwarten.

Motivierender Charakterfortschritt

Zu schnell Orte verschließen kann aber auch ein Nachteil sein! Denn in den Orten lauern ja diverse Karten die mein Deck verbessern. Verschlossene Orte verlieren aber alle restlichen Karten. Da geht dann mit Pech der magische Feuer-Bogen+1 flöten. Zu viel sammeln geht aber auch nicht, denn jeder Held hat für sein Deck feste Regeln. Ein Schurke darf weniger Waffenkarten besitzen als der Krieger, ein Magier hat mehr Zaubersprüche, Priester Verstärkungen. Ihr versteht das System! Das heißt nach jedem Spiel muss man erbeutete Karten neu sortieren. Das ist im übrigen schwerer als gedacht. Verbessere ich meinen Helden? Baue ich Supportkarten zur Hilfe ein? Die Karten sind extrem zahl- und abwechslungsreich. Wer gerne Decks optimiert, hier bitte, viel Spaß in Pathfinder Adventures!

Doch das ist nicht alles! Nach einigen Abenteuern kann man seine Helden aufleveln. Zum einen kann ich passive Boni auf meine Attribute verteilen oder erhalte zusätzliche Sonderregeln, die zum Teil das Spielgefühl der Helden merklich verbessern und verändern. Jede Klasse hat am Ende sogar zwei verschiedene Unterklassen, ja es weht ein Hauch vom Pathfinder Pen & Paper durch dieses Kartenspiel.

Welche Karten passen am besten ins Deck?!

Synchronisation und Präsentation

Hier toppt die digitale Version von Pathfinder Adventures die analoge um Längen! Ich fand das Kartenspiel nie sonderlich hübsch und es spielt sich etwas unübersichtlich. Hier sorgt die digitale Version für Abhilfe! Ich sehe wer welchen Helden gerade unterstützen kann, weil deren Karten hervorgehoben werden, ich sehe schneller welche Orte was für Eigenschaften haben und auch atmosphärisch legt das Spiel zu! Die kleine Geschichte über Textboxen und starren Bildern ist zwar nichts Weltbewegendes, aber die Stadtkarten, Hintergrundbilder zu den Orten und schicke UI-Animationen, heben die Fantasystimmung auf ein höheres Niveau! Und auch hier noch einmal kurz erwähnt, die Möglichkeit die kostenlose App mit der Steam Version zu verknüpfen ist großartig! So muss man je nach Device nicht ständig von vorne anfangen, sondern erlebt auf all seinen Geräten die Kampagne!

Was mir nicht gefällt

Pathfinder Adventures gibt es nur auf englisch. Für mich zwar weniger tragisch, aber manchmal kam ich schon ins Stocken, denn es will jede Karte inklusive der Sonderregeln verstanden werden. Viel nerviger ist aber das virtuelle Würfeln. Das wird wohl nur eine gefühlte Wahrnehmung sein, aber wie oft ich eigentlich recht sichere Würfe total, ja, verkackt habe, ist nicht feierlich. Man fühlt sich vom Programm einfach verarscht wenn man mit 2W20 und 1W6 zusammen über einen Wert von 4 würfeln muss und man dann drei Einsen würfelt. Es gab Spiele wo ich mit durchschnittlicher Wahrscheinlichkeit von 75% kein Bein auf den Boden bekam und gnadenlos verlor. Wie ihr gelesen habt, das Spiel schenkt einem nichts, da ziehen einen ein paar schlechte Würfe ins Hüfthohe Spielkarma-Dispo! Würfel- und Kartenglück beim Nachziehen summieren sich manchmal ziemlich fies. Will heißen, Glück gehört dazu.

Umfang und Kosten

Der Umfang ist beachtlich wenn man sich die Steam Version zulegt. Dort bekommt man für 22,99 € fünf Kampagnen mit denen man gut beschäftigt ist. Für mobile Endgeräte ist Pathfinder Adventures kostenlos, allerdings muss man jede Kampagne kaufen. Reinschnuppern kann man also relativ einfach und wer dann weiter Lust verspürt, dem rate ich zur PC Version zu greifen. Durch die Synchronisation hat man auch auf dem Smartphone oder Tablet den gesamten gekauften Content. Ich hatte im übrigen keine technischen Probleme, wie einige andere Nutzer auf Steam.

Fazit

Ich mochte schon die analoge Version von Pathfinder Adventures, denn gut koordinierte Aktionen zwischen den Spielern, eine clevere Bossmechanik und das stetige verbessern seines Charakters, haben mir schon damals Spaß gemacht. Allerdings war das Spiel etwas unübersichtlich, relativ uncharmant präsentiert und für manche Gruppe vielleicht auch zu schwer. Diese Scharten wetzt die digitale Version aus! Die Atmosphäre ist durch nette Umgebungsgrafiken und Spielanimationen gestiegen, die Übersicht, obwohl man bis zu sechs Helden gleichzeitig spielt, wesentlich besser. Dazu besitzt Pathfinder Adventures ein absolut motivierendes Deckbausystem und kitzelt mit seinem Anspruch den Ehrgeiz. Der Preis könnte auf dem PC abschrecken, darum rate ich zur erstmal kostenlosen App, denn Pathfinder Adventures ist zu gut um als Fan von Deckbau-Kartenspielen links liegen gelassen zu werden!

Pathfinder Adventures

22,99 €
8.4

TECHNIK

8.0/10

SPIELIDEE

8.5/10

SPIELSPASS

8.7/10

Kurzfakten

  • Mit der Steam Version großer Umfang
  • Die App dafür kostenlos
  • Anspruchsvoll und motivierend
  • Toller Charakterfortschritt
  • Leider nur auf englisch

Spielinformationen

  • Genre: Kartenspiel
  • Spieler: 1
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 30 Minuten
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