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Keine Lust auf eine Einleitung, hat die Open World nicht verdient. Ich war mal ein großer Fan des Genres und lange habe ich überlegt ob es am Überdruss liegt, weil heute jedes Triple A Spiel welches etwas auf sich hält, mit der Open World winkt. Denn Open World klingt sexy. Wie echte Freiheit und wahre Abwechslung. Attribute die genauso passen wie Fleischtheke zu Veganer. Verdammt, nichts ist langweiliger als die heutige offene Welt in Videospielen – Zelda mal ausgenommen. Schlimmer noch, es erdrosselt den Spielspaß. Nicht schnell, dann wüsste man ja woran man ist. Nein, schön langsam, auf das man nach 30 Stunden denkt, spiel ich noch, oder schlage ich Zeit tot!?

Bis zum Horizont und darüber hinaus – Mass Effect™ Andromeda

Jüngstes Beispiel – Mass Effect Andromeda

Ganz aktuell verliere ich mich immer noch in Mass Effect Andromeda. Es ist kein schlechtes Spiel und wo bietet sich das Konzept der offenen Welt mehr an als beim Erforschen unbekannter Planeten? Nur wann glänzt Mass Effect Andromeda so richtig? In den Story- und Beziehungsquests. Beides keine Open World Struktur. The Witcher 2 ohne Open World bot mindestens so gute Quests wie der dritte Teil, war in der Intensität aber kompakter und in seinen moralischen Entscheidungen greifbarer. Wer Dragon Age Inquisition mit Origin vergleicht, kommt auch ganz schnell zum Schluss, dass der Teil ohne offene Welt der bessere ist. Auch hier ist das besonders dramatisch, weil Dragon Age Inquisition eine ganz hervorragende Hauptgeschichte erzählt. Sie wird aber erdrückt von Stumpfsinn-Aufgaben.

Packen wir in diese Ansammlung von halb gescheiterten noch die Ubisoft Spiele hinzu, die mit ihrer Open World Schablone nach Kirmes Machart jedes Spiel begraben. Überall schreien die Spiele nach Aufmerksamkeit, wedeln mit hunderten Icons und Sammelbaren, auf das man gar nicht mehr weiß, ob man nun ein Hacker, Assassine, Waffenbruder oder Autofahrer ist. Was soll das? Haben die Leute zu viel Zeit? Ist es das Äquivalent zu geistig dünner Fernsehunterhaltung? Nach dem Motto, heute Zeit totschlagen, mit Frauentausch und Fetch-Quest.

No Man’s Sky – viel zum Erkunden, aber kaum mehr.

Das soll Open World sein?

Das Problem ist eigentlich simpel: Man hat eine große Welt und die muss gefüllt werden. Der Spieler will ja unterhalten werden. Dann wird die Welt mit oft völlig belanglosen Quests zugeschüttet, immerhin in einer hübschen Landschaft. Nur Hübsch bedeutet hier leider nicht, dass sie dem Entdecker die Hand reicht. Denn dort wo etwas Interessantes verborgen ist, da gibt es ja ein Icon auf der Map. Die Welt verkommt zur Fassade für Belangloses. Schnell rauscht man im Autopilot durch die Welt. Weil man weiß, abseits der Icons gibt es nichts Relevantes und gleichzeitig gibt es so viele Icons, das jeder der nicht 300 Stunden in einem Spiel verbringen will, dazu übergeht alles andere liegen zu lassen. Quantität über Qualität.

Die vielen Aufgaben und Orte sind zudem selten verknüpft. In einer typischen Open World gibt es eigentlich unendliche viele kleine Multiversen, die für sich funktionieren, aber als große ganze Welt versagen, weil sie in sich geschlossen sind. Für mich ist in diesem Bereich Skyrim der Spitzenreiter der Enttäuschung. Was ich hier mache, weiß drei Schritte weiter kein NPC mehr. Hier bin ich der Weltenretter und im nächsten Questhub behandelt man mich wie ein Bauer. Ich bin heiliger Krieger und dunkler Assassine. Ich soll als Spieler halt alles sehen. Jede Quest machen. Nichts verpassen. Also werde ich an der Quest-Icon-Leine durch die Welt gezogen. Ist das die Freiheit der Open World die wir wollen?

The Witcher 3 hat eine Landschaft zum niederknien

Punktuelle Stärken

Es ist natürlich nicht alles schlecht. Ein Fallout 4 hat den Entdeckerdrang mit seinen vielen interessanten Orten sehr wohl entfacht. Das Spiel welches sich diesem Drang völlig untergeordnet hat ist No Mans Sky. Dafür fehlt dann der Rest. Ein Witcher 3 hat gezeigt, dass selbst kleine Nebenmissionen gut geschrieben werden können und hat die Messlatte für Open World Quests sehr hoch gelegt. Dragon Age Inquisition begeistert durch extrem abwechslungsreiche Länder. Ein GTA5 sprüht vor Lebendigkeit und Mass Effect macht das was es immer am besten konnte, viele Charaktere näher bringen. Schade, dass sich diese Stärken in keinem Titel vereinen.

FINAL FANTASY XV hat eine fantastische Open World, oft ohne Geschichte.

Fazit

Vielen Open World Spiele der heutigen Zeit begeistern mich anfänglich immer noch. Das Gefühl in eine Welt einzutauchen, deren Levelgrenze erstmal weit entfernt ist, reizt mich. Da kommt der Entdecker durch. Ein Garant für viel Spielzeit ist es zudem auch. Darauf heruntergebrochen stimmt das Preisleistungsverhältnis. Nur was nützt das, wenn die Qualität mit der diese Welten bestückt sind so schwankt? Viele Spiele des Genres sind meist wesentlich schlechter darin eine großartige Geschichte zu erzählen und wenn Sie es doch können, zerfasern tausend Aufgaben die dichte Atmosphäre. Wer sein Spiel nicht selber strukturiert, verliert sich in hunderten von Stunden und weiß am Ende meist gar nicht mehr was er so aufregendes erlebt hat. Ich bin immer noch ein Fan des Prinzips der offenen Welt, aber bitte nicht nach dieser typischen Schablone! Traut dem Spieler mehr zu. Mehr Sandboxing! Weniger Fetch-Quest! Weniger beliebiger Inhalt, dafür bessere Qualität die am Ende auch für eine viel stimmigere Welt sorgen würde.

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