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Brettspielabende haben oft ihren ganz eigenen Charme. Je nach Mitspielern und deren Stimmung entstehen völlig andere Erfahrungen am Tisch, selbst beim gleichen Brettspiel. So stand letztes Jahr weder ein Party- noch ein Bier & Brezel Spiel für den lustigsten Brettspielabend, sondern das eher anspruchsvolle Mombasa. Der Westen berichtete über gewisse Brettspielmomente – die Klischees waren eigentlich zum gruseln – aber beim Absatz zu Therapy musste ich schmunzeln. Solche Momente kenne ich. Ihr auch? Zeit für ein paar Einblicke in skurrile oder ungewöhnliche „Brettspielabende“.

Therapy – Geiz

Das Bild ist absolut passend, wenn auch metaphorisch.

Da saß man mit seinen Eltern und seiner neuen Freundin beim ersten gemeinsamen Urlaub. Meine Mutter mag nicht unbedingt Strategiespiele. Die sind so kompetitiv und kompliziert. Lassen wir das beiseite. Sie liebt zumindest ihr Therapy. Ein Spiel für Hobbytherapeuten! Man lernt sich so richtig gut kennen, weil man sich gegenseitig auf einer Skala von 1 bis 10 einschätzen muss – oder ähnliche Bewertungen abgeben muss. Nur will man das? Und, ist das gesund?

Mein Vater, ein großzügiger Mann, aber doch eher knickerig beim Trinkgeld, zog das große Los. Die Frage nach seiner Großzügigkeit. An der Front meine Freundin als Therapeut. Sie vergab im Hinblick auf die Trinkgelderfahrung meines Vaters im Urlaub eine 2. Mutig! Mein Vater gab sich eine 10. Jap, Therapy kann sehr kompetitiv werden. Hochrote Wangen und peinlich berührte Erklärungsversuche, die mit geizigen Trinkgeldern nicht gerade ein beschwichtigendes Argument darstellen, traf auf eine Mischung aus Kränkung und einer „Prise“ Gereiztheit. Schonungslose Offenheit wird aber vielleicht auch belohnt, die damalige Freundin ist meine heutige Frau.

Therapy überzeugt spielerisch kaum. Es ist geradezu schrecklich. Inhaltlich reduziert auf die Therapiekarten und dem Sinn andere nach ihrer Selbsteinschätzung einzuschätzen, ist aber jedem anzuraten der sich angeregt „unterhalten“ möchte.

Nobody is perfect – die Laserschelle

Ich dachte Brettspielabende der brutalen Sorte werde ich nicht erleben. Falsch gedacht! Ich weiß gar nicht mehr warum wir Nobody is perfect spielten. Dabei geht es darum Begriffe zu erklären, die man nicht kennt, um Mitspieler auf eine falsche Fährte zu führen und damit Punkte zu machen. Ich weiß auch nicht wer gewonnen hat oder wer alles dabei war. Ausgelöscht von diesem einem Moment.

Wir nehmen einmal zwei Menschen und nennen sie rein zufällig Michael und Emanuel. Mitte zwanzig. Mit mindestens einem Bein im Leben. Der eine mit dem Namen Emanuel driftet immer wieder vom Spielverständnis weg. Verliert Punkt um Punkt, und wundert sich wo die Rohstoffe bleiben damit er seine Siedlung bauen kann – nein, Emanuel, wir spielen kein Siedler! Der andere, Michael, ist die stetige nervige ermahnende Stimme im Ohr. Emanuel bittet und bettelt. Er will einfach nur noch verlieren und nichts erklärt bekommen. Doch Michael spielt den Loki. Irgendwann zerriss das fleischige Klatschen die freudselige Atmosphäre. Klopfte meine Frau in der Küche gerade Schnitzel weich? Nein! Entsetzen! Gewalt am Tisch. Wie geht man damit um? Gruselig. Tumulte und Diskussionen am Tisch. Inzwischen ist dieser Konflikt, der hohe Wellen schlug, zum Glück bereinigt. Ich habe körperliche Gewalt an einem Spieltisch zum Glück auch nie wieder erlebt.

Warhammer Fantasy – Pareto-Prinzip

Jeder der Warhammer mal gespielt hat weiß wie aufwendig dieses Spiel zu betreiben ist! Eine Armeeliste bauen inklusiven magischen Gegenständen und Charaktermodellen dauert. Vor allem wenn man 4000 Punkte mit mehreren Teilnehmern spielt. Das ist eigentlich fast schon Arbeit. Dann muss man all seine Figuren verstauen und sich beim Transport Sorgen um seine Lieblinge machen. Danach wird bei solchen Punktegrößen und mehreren Mitspielern entsprechend viel Zeit aufgebracht um den Spieltisch herzurichten und seine Truppen zu drapieren. Es ist gerade bei Warhammer mit den Regimenter eine scheiß Mühe. Wir halten fest: stundenlanges Planen, extrem viel Aufwand! Dafür die Aussicht mit Freunden eine stundenlange Mega-Schlacht zu erleben. Halt, nicht so schnell, da haben wir die Rechnung ohne den Spieler der Untoten gemacht…

Nun gut, euphorisch berauscht, von der Masse an Figuren und der zu erwartenden Schlacht, machte ich meinen ersten Zug. Nichts wildes! Zuerst zumindest. Ich zog meine Regimenter der Waldelfen eher vorsichtig nach vorne. Dann folgte die Magiephase. Meine wunderschöne Weißmagerin erhob sich auf einer Säule des Lichts (erster Zauber) und feuerte dann ohne Reichweitenbegrenzung auf die Untoten stärkste Bannmagie (zweiter Zauber). Der weißglühende Zauber wogte über das Schlachtfeld, die Untoten starben, manche widersetzten…. – alles Bullshit. Der Spieler der Untoten fand die Zauberkombination so blöd, das er kurzerhand aufgab und einpackte. Gefühlte 2 Tage Vorbereitung für gespielte 5 Minuten. Oder anders ausgedrückt, 95% Einsatz für 5% Ertrag. Der gute Pareto würde heulen.

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